Todd Akin: Crazy Crusader or “Braveheart” Hero?

OPD 8/22 Edited by Jonathan Douglas (proofing TP 8/25)

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Todd Akin – Irrer Kreuzzügler oder Braveheart-Held

Von Uwe Schmitt

22.08.12

Todd Akin ist derzeit der wohl umstrittenste US-Republikaner. Nicht nur Frauen laufen Sturm gegen seine Entgleisungen über “echte Vergewaltigungen”. Mitt Romney fürchtet um seinen Wahlkampf.

Todd Akin, der von seiner republikanischen Partei verfemte, von Mitt Romney zum Rücktritt aufgeforderte Anti-Abtreibungsaktivist und Interpret der “echten Vergewaltigung” amerikanischer Frauen, denkt nicht daran zurückzutreten. Stattdessen vergleicht er sich mit dem Protagonisten aus “Braveheart”, Mel Gibsons schottischem Spielfilm-Widerstandshelden gegen die Engländer.

Umso panischer reagiert die “Grand Old Party”, die wenige Tage vor dem Krönungsparteitag für Mitt Romney und Paul Ryan in Tampa nichts so wenig brauchen kann, wie einen todesverachtenden Kreuzzügler wider die Mehrheit der Frauen.

Todd Akin ist eher stolz auf sich als zerknirscht und verlacht die “Überreaktionen” seiner Kollegen. Alle Einschüchterungsgesten des republikanischen Establishments samt Ultimatum versagten vor einem Mann, der “für das ungeborene Leben” streitet und “vor dieser Aufgabe nicht davonlaufen wird.”

Mitt Romney will ihn davonjagen

Gleichgültig scheint Todd Akin, dass der Kandidat seiner Partei für die Präsidentschaft ihn davonjagen will. Mitt Romney schloss sich am Dienstag dem Verdikt von vier ehemaligen konservativen Senatoren aus Missouri an: “Ich habe am Montag gesagt, dass Akins Bemerkungen beleidigend und falsch waren. (…) Heute haben ihn seine Kollegen aus Missouri aufgefordert zurückzutreten. Und ich meine, er sollte ihren Rat befolgen und den Wahlkampf um den Senatssitz aufgeben.”

Akin, sagen entgeisterte Parteimanager, sei weder von Romney noch von anderen Bossen einzuschüchtern. Denn er sehe sich als von Gott gesandten, gesalbten Krieger. Dass seine Parteioberen ihn um die Wette “unter den Bus werfen”, wie es das plastische Image eines Opfers für höhere Ziele im Amerikanischen vorgibt, macht ihm keine Angst. Er ist ja schon tot.

Ein Wort nur habe er in einem Satz an einem Tag falsch gewählt, sagte Todd Akin, kein Grund aufzugeben.

Radikale Anti-Abtreibungspolitik empfohlen

Bestätigt wurde Akin am Dienstag von der Verabschiedung des “Human Life Amendment” durch die 110 Mitglieder des Ausschusses für das Parteiprogramm, das in Tampa tagt. Die Republikaner entschieden, wie schon 2004 und 2008, eine radikale Anti-Abtreibungspolitik zu empfehlen, die auch Vergewaltigung und Inzest nicht als Ausnahmen gelten lässt.

In Tampa wird Mitt Romney in der kommenden Woche sein großes Vorstellungsgespräch vor dem amerikanischen Wahlvolk beginnen. Und er will über alles reden, etwa über Barack Obamas Misswirtschaft, nur bloß nicht über die von vielen Frauen empört abgewiesene Misogynie eines Todd Akins und eines Parteiprogramms, das sich vom Mainstream der amerikanischen Gesellschaft weit entfernt hat.

Akin soll verschwinden. Nicht weil er beleidigenden, frauenfeindlichen Unsinn daherquatscht. Sondern weil er im falschen Moment das Bühnenlicht auf ein Thema gerichtet hat, das in Tampa ohne Aufsehen als politisches Kassiber verabschiedet werden sollte.

“Braveheart”-Todd kämpft bis zum Schluss

Dies wird nun nicht gelingen. Die nationalen US-Medien werden das sonst kaum ernst genommene Parteiprogramm auf Kontroversen ausweiden. Romney und Ryan werden sich und ihre Anti-Abtreibungspolitik in den kommenden Tagen ständig verteidigen müssen, statt Barack Obamas Bilanz anzugreifen. Genug Grund, Todd Akin zu hassen.

Der Mann hat seine ganze Partei gegen sich, während ihn die Demokraten für seine Demaskierung der Republikaner feiern. “Braveheart”-Todd kämpft, bis er seinen von der Partei verfügten Opfertod einsieht und sich endlich fügt. Oder bis er am 6. November über die Demokraten und jeden, der ihn totwünschte, triumphiert.

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