Mitt, the Unapproachable

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Mitt Romney – der Unnahbare

Von DAMIR FRAS

Der Demonstrant Vermin Supreme trägt in Tampa einen Riesenrüssel als Maske – der Elefant ist das Zeichen der Republikanischen Partei. Foto: dapd

Mitt Romneys Problem ist Mitt Romney: Der charmante Prachtkerl, als den ihn seine Frau darstellt, kommt in der Öffentlichkeit nicht gut an. Was US-Autor LZ Granderson über ihn schreibt, gibt die Meinung vieler US-Bürger wieder.

Ann Romney hat sich wirklich bemüht. Die Frau des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers sagt seit Monaten in jedes Mikrofon, das ihr vorgehalten wird, immer dieselben Worte: Mitt sei ein fürsorglicher Vater, Mitt sei ein liebevoller Ehemann, Mitt sei ein Prachtkerl. Und auch Romneys Wahlkampfstrategen haben sich wirklich angestrengt. Journalisten durften den Kandidaten beim Urlauben im Kreise der Familie in New Hampshire beobachten. Zu lesen war, dass Romney seiner Frau immer mit Rat und Tat zur Seite stand, als diese an Brustkrebs und Multipler Sklerose erkrankte. Alles in allem war es eine gut gedachte und gut gemachte Charmeoffensive. Allein: Sie war nicht erfolgreich.

Mitt Romney ist den Amerikanern immer noch nicht sympathisch. Oder andersherum: Amtsinhaber Barack Obama ist ihnen viel sympathischer. Romney hat es gerade eben wieder in einer Umfrage lesen müssen, dass er weit hinten liegt. Auf die Frage nach der Beliebtheit sagten 54 Prozent der Befragten: Obama. Romney kam gerade mal auf 31 Prozent.

Das Problem ist Romney selbst. Er kann den Menschen nicht vermitteln, dass er ist wie sie selbst. Dass er auch schon schwierige Phasen in seinem Leben hatte. Er wirkt nicht nur unnahbar, er ist unnahbar. Und Romney hat viele Fehler gemacht. Er weigert sich, den Wählern einen tiefen Einblick in seine Steuerunterlagen zu gewähren. Er sagt nur, dass er in den vergangenen zehn Jahren niemals weniger als 13 Prozent an Steuern bezahlt habe – und das bei einem geschätzten Gesamtvermögen von rund 250 Millionen Dollar.

Romney gilt als einer, der immer Vorfahrt hat

Als „out of touch with everyday Americans“ wurde Romney beschrieben – als ein Mann also, dessen Reichtum ihn von den normalen Menschen weit entfernt hat, wenn er ihnen denn jemals nahe gewesen sein sollte. Er hat selbst die Belege für diese These geliefert. Als er etwa seine angebliche Verbundenheit mit der US-Autoindustrie ausgerechnet mit dem Satz unterstrich, dass seine Frau Ann auch „ein paar Cadillacs“ fahre. Oder, als er sagte, dass ihn das Schicksal der Armen nicht wirklich anrühre. Oder, als er sagte, dass er es liebe, Leute rauszuschmeißen. Romney komme ihm vor, wie „der Kerl, der nicht zum Dank winkt, nachdem man ihm die Vorfahrt gegeben hat“, schrieb in diesen Tagen der US-Autor LZ Granderson: Weil der Kerl nämlich zutiefst davon überzeugt sei, dass er ohnehin die Vorfahrt hatte.

Romneys Wahlkämpfer scheinen sich damit abgefunden zu haben, dass sie keinen Kumpel-Typ mehr aus ihm machen werden. Die Republikaner setzen nur auf die schwächelnde Wirtschaft als Wahlkampfthema. Und es könnte sogar sein, dass sie damit Erfolg haben. Denn selbst Romney-Kritiker räumen ein, dass Beliebtheitswerte die Wahl wohl nicht entscheiden werden.

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