Edited by Laurence Bouvard
Romney-Team kritisiert Meinungsforscher
Von Daniel Haufler
28. September 2012
Die Umfragen sind parteiisch, kritisiert das Wahlkampfteam von Mitt Romney. Wären sie korrekt, läge ihr Kandidat mindestens gleichauf mit Präsident Obama. Ganz ehrlich.
Umfragen sind einfach Sch…, wenn man hinten liegt. Außerdem: Wenn am gleichen Tag mal Präsident Barack Obama mit bald zehn Punkten führt, mal Herausforderer Mitt Romney – was soll man denn davon halten? Wir haben diese Ungereimtheiten bei den Demoskopen hier im Blog im Frühjahr und Sommer mehrfach kritisiert, mit dem Hinweis, dass man die Umfragen vergessen kann, bis die Parteitage vorüber sind. Und das sind sie jetzt seit drei Wochen.
Anders als zuvor zeigt sich seither in fast allen Umfragen ein eindeutiger Trend: Obama liegt landesweit und in den entscheidenden Swing States zunehmend klar vor Romney. In Pennsylvania, Wisconsin und Michigan um etwa acht Prozent, in Ohio, Nevada, Virginia und Iowa um über vier Prozent, ja selbst in Florida um drei Prozent (alle Angaben nach dem Durchschnittswert von RealClearPolitics). Landesweit beträgt sein Vorsprung vier Prozent. Auch hat seine Zustimmungsrate ziemlich konstant knapp 50 Prozent erreicht – und eine Regel besagt, dass das endgültige Wahlergebnis in etwa mit diesem Wert korrelieren wird.
Was also tun, wenn man als Meinungsforscher in Romneys Diensten steht? Nein, man sucht nicht umgehend eine neue Stelle. Sondern stellt die Umfragen in Frage. „Ich glaube nicht, dass die Gruppen der Befragten repräsentativ zusammengesetzt sind“, meint also Romneys Chefdemoskop Neil Newhouse. Sie seien zu sehr an den Wahlen 2008 orientiert, als die Demokraten hochmotiviert und deren Wahlbeteiligung entsprechend hoch gewesen sei. Davon könne man 2012 nicht ausgehen, sagte er – nicht ganz zu Unrecht – den Hill News. Er unterstellt dabei jedoch – wahrscheinlich zu Unrecht –, dass die anderen Meinungsforscher dem nicht Rechnung tragen. Bisher gewichte nur Rasmussen die Ergebnisse richtig, meint Newhouse, und prognostiziere daher derzeit Kopf-an-Kopf-Rennen, sogar mit leichten Vorteilen für Romney.
Zu noch besseren Werten kommen die Jungs von Unskewed Polls (was so viel heißt wie „unverzerrte Umfragen“). Einmal kurz gegen die demokratische Schlagseite gestemmt und schon sieht das Ergebnis viel freundlicher für den Kandidaten aus: Im Schnitt liegt Romney dann landesweit 7,8 Prozent vor Obama, dessen Zustimmungsrate sich bei lediglich 44 Prozent bewegt. Na bitte, geht doch. Es ist alles noch offen. Und noch wichtiger: Die Großspender sind ein wenig beruhigt. Denn sie wollen ihr Geld ja nicht in ein bankrottes Unternehmen investieren. Romney versteht das nur zu gut.
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