Good Morning, Mr. President Romney!

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Der Wall Streeter:Good Morning, Mr. President Romney

von Jens Korte

26.10.2012

Die Wall Street würde einen Wahlsieg Mitt Romneys feiern. Das Millionen-Investment in die Kampagne des Herausforderers hätte sich gelohnt.

Es war eine lange Wahlnacht. Doch am Morgen des 7. November ist die Überraschung perfekt. Mitt Romney wird zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Auf dem Parkett der New Yorker Börse können die Händler ihr Glück kaum fassen. Hatten sie sich insgeheim doch schon mit weiteren vier Jahren unter Barack Obama abgefunden. Die Aktien von Energie- und Rüstungskonzernen legen kräftig zu. Bankentitel steigen. Vorbei die Zeit, in der Finanzbosse als üble, gefräßige Raubkatzen beschimpft wurden. Ihr Investment hat Früchte getragen. Vor vier Jahren hatten die fünf größten Finanzinstitute die Kampagne von Barack Obama mit rund 4 Mio. Dollar unterstützt. Dieses Jahr ging dieser Betrag an den republikanischen Herausforderer.

Doch angenommen, es käme so, würde sich damit in der Wirtschaftspolitik der USA etwas ändern? Noch stärker als der amtierende Präsident setzt Romney auf fossile Brennstoffe. Die umstrittene Keystone-Pipeline, die dreckiges Öl aus den Ölsandfeldern Albertas zum Golf von Mexiko pumpen soll, wird genehmigt. Erdgas-Fracking, Ölsand, horizontale Bohrungen – diese unkonventionellen Formen der Energiegewinnung sorgen laut jüngsten Studien für 1,7 Millionen Jobs in den USA. Bis 2020 sollen in diesem Bereich rund drei Millionen Arbeiter beschäftigt werden. Anbieter von alternativen Energieprogrammen können kaum auf staatliche Unterstützung für ihre Projekte hoffen. Im Bildungssektor will Obama 100.000 Lehrer für Mathematik und andere Wissenschaftsfächer rekrutieren. Romney spricht davon, Anreize für gut ausgebildete Lehrer zu schaffen. Es gehe um Qualität, nicht um Quantität.

Amerika sitzt auf Schulden in Höhe von über 16.000 Mrd. Dollar. Mitt Romney will die Steuerlast für Kleinbetriebe in den USA abbauen und die Einkommensteuer landesweit um rund 20 Prozent senken. Und damit will man die Staatsschulden in den Griff kriegen? Weniger Einnahmen bei etwa gleichbleibenden Rüstungsausgaben? Ach ja, Romney will die staatlichen Zuschüsse für PBS streichen. Der TV-Sender produziert auch die “Sesamstraße”. Armer Bibo!

7. November: Es war nur ein Traum, Obama wird wiedergewählt. Die Börse stöhnt. Ernie und Bert atmen auf.

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