Selbstmord von Mördern
René Heilig
16.01.2013
über Selbstmordraten in den US-Streitkräften
Soldaten sind Mörder! Tucholskys Satz ist bekannt. Weniger bekannt, doch gleichfalls wahr, ist die Tatsache: Soldaten sind auch Selbstmörder. Im vergangenen Jahr haben sich 349 US-Soldaten umgebracht, berichtet die Armeezeitung »Star and Stripes«. In Afghanistan starben im selben Zeitraum 295 US-Amerikaner.
Das Verhältnis macht nachdenklich. Auch das Pentagon. Zumal die Anzahl der Selbstmorde in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist. 2010 waren es 295 Fälle, ein Jahr später 301. Noch-Verteidigungsminister Leon Panetta sieht darin »eines der komplexesten und dringlichsten Probleme«, das die US-Streitkräfte lösen müssen. Der erste Schritt zur Lösung ist eine ehrliche Analyse. Am häufigsten nahmen sich Soldaten das Leben, die an Kämpfen in Afghanistan beteiligt waren. Mit jedem Schuss, den ein Soldat auf wie immer geartete Feinde abgibt, tötet er ein Stück von sich. Besonders dann, wenn er sein antrainiertes Handwerk nicht per Drohnenstick ausübt, sondern sehen kann, welche grausame Macht in einem Abzugsfinger konzentriert ist. Doch auch jeder Kamerad, der im Leichensack nach Hause zurückkehrt, nimmt ein Stück Seele der anderen mit. »Selbst schuld?« Der Spruch ist ebenso zynisch wie Abgeordnete, die durch routiniertes Handheben junge Menschen zu Tätern machen – und einige auch zu Opfern.
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