World Power Could Be Redistributed

 .
Posted on February 3, 2013.

<--

Es wäre ein fundamentaler Umbruch, wenn die energiehungrigen Industriestaaten sich dank der Technik des Fracking plötzlich autark versorgen könnten. Eine geo-strategische Zeitenwende wäre die Folge.

Stellen wir uns eine reformierte Opec vor in, sagen wir, zehn oder 20 Jahren. Der Präsident kommt nicht mehr aus dem Iran, und der Generalsekretär ist kein Libyer. Die neue Organisation der Erdöl (und nun auch Erdgas) exportierenden Staaten hat ihren Sitz von Wien ins australische Canberra verlegt.

Der Generalsekretär wird einige Jahre von den USA gestellt und dann von China, der Präsident kommt aus Kanada. Diskutiert wird aktuell, ob der Irak austreten muss, weil er vom Öl-Exporteur zum Importeur wurde. Was wie Political Fiction klingt, hat eine reale Basis. “Fracking ” heißt der magische Begriff, es handelt sich um ein Kürzel für “hydraulische Frakturierung”, und die hat das Potenzial, Realitäten der Gegenwart gründlich umzukehren.

Wenn der Prozess der Förderung von Erdöl und Erdgas durch das Einpressen von Flüssigkeiten in tiefe Gesteinsschichten fortgesetzt wird, könnten die bislang Import-gefräßigen USA dank ihrer Schiefervorräte in Texas, Louisiana, North Dakota, Pennsylvania und New York bis 2020 der weltgrößte Energieexporteur werden. Kanada, China und Australien wären weitere Energiegiganten des 21. Jahrhunderts.

Russlands Dominanz wankt

Die Folgen? Russlands Dominanz über Osteuropa wankt, wenn die dortigen Staaten ihre Energie aus Nordamerika beziehen könnten – zumal auch Polen über beachtliche Vorräte verfügt. Vor allem aber den Ölpotentaten im Nahen Osten droht der Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Israel hingegen sitzt auf Schiefervorkommen, die dem Ölvorrat der Saudis nahezu entsprechen.

Nie gibt es Fortschritt ohne Gefahren, auch jenseits des Umweltschutzes. Ein nachlassendes US-Engagement im Nahen Osten kann trotz der israelischen Reserven destabilisierend wirken, und der Rückzug der Chinesen etwa aus Ölinvestitionen im Südsudan würde ebenfalls Machtverhältnisse wenden. Man mag sich darüber freuen, wenn das bisherige De-facto-Monopol undemokratisch regierter Ölstaaten beendet wird. Aber deren Verarmung, die religiösen Extremisten neuen Zulauf bescheren könnte, möchte man sich auch nicht wünschen.

Letztlich geht es nicht darum, wie wir uns die Welt wünschen, sondern wohin sie sich entwickelt. Deshalb ist die Politik gefordert, die Chancen der künftigen Wirklichkeit zu nutzen, anstatt dem bröckelnden Status quo zu vertrauen.

About this publication