Von der Notwendigkeit, neue Märkte zu erschließen, und dem Zwang, die User einzusperren
Apple und Facebook werden scheitern. Das klingt wie eine sehr gewagte These, handelt es sich dabei doch um einen der bedeutendsten Elektronikkonzerne (bis vor kurzem das an der Börse wertvollste Unternehmen der Welt) und das größte Social Network mit einer Milliarde Mitgliedern.
Nichts hält ewig
Jedoch hält nichts ewig, das lehre uns die Geschichte, erklärt “Guardian”-Redakteur John Naughton, der den beiden Riesen ihren Untergang prophezeiht. Antike Großreiche wie Rom und Napoleons Frankreich – sie alle sind heute nicht mehr. Auch Techgiganten können fallen.
Nokia, einst dominierende Größe im Handy-Business, kämpft heute mit Windows Phones um einstellige Marktanteile bei Smartphones. Und auch an Microsoft sieht man, dass scheinbar in Stein gemeißelte Machtverhältnisse nicht ewig währen müssen. In Redmond kämpft man verzweifelt darum, im Post PC-Zeitalter Fuß zu fassen.
Hysterie
Apple hat vor Kurzem seine Quartalsergebnisse bekannt gegeben. Obwohl sich das iPhone 5 verkauft wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln und die letzten drei Monate einen neuen Einnahmen-Rekord erbracht haben, setzte es als Resultat einen deftigen Kurseinbruch und hysterische Spekulationen um die Zukunft des Unternehmens. Denn die Prognosen der Analysten hatte man verfehlt. Hat Apple seinen Zenit erreicht?
Facebook wiederum hat nach dem wenig erfreulich verlaufenen Börsengang mit der Graph Search ein neues Pferd im Rennen um die beste Suche. Sie tut im Grunde nichts anderes, als Informationen aus dem eigenen Freundeskreis zu akkumulieren und mit Resultaten von Microsofts Bing-Suche zu ergänzen. Nichtsdestotrotz überschlugen sich einige Kommentatoren. Die einen wähnten Facebook am direkten Weg in die Hölle, die anderen bejubelten das Unternehmen, als hätte es ein Perpetuum Mobile erfunden.
Zu interessant für goldene Käfige
Die Graph Search, so befindet Naughton, ist ein weiterer Schritt von Facebook dazu, das AOL unserer Tage zu werden und User zunehmend in einen “Walled Garden”, den “Goldenen Käfig”, zu sperren – zuletzt wurde etwa die Verbindung zu Twitter- und Yandex-Apps gekappt. Doch das Internet ist in seiner Gesamtheit zu verschieden, innovativ und interessant, weswegen dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt ist.
Die Logik des Marktes
Die Frage ist nicht, so Naughton, ob der Abstieg für Facebook und Apple beginnen wird, sondern wann. Aktuell stellt Apple Produkte her, die von der Kundschaft begehrt werden und große Gewinnmargen erbringen.Die Logik des Hardwaremarktes besagt jedoch, dass eben jene Margen schrumpfen werden, je mehr die Konkurrenz zunimmt. Apple wird auf Dauer weniger profitabel werden und sich neue Märkte erschließen müssen, wie man das einst mit dem iPod, dem iPhone oder dem iPad getan hat.
Zwang zur Aufdringlichkeit
Facebook wiederum verhält sich weitestgehend lethargisch. Doch nun, wo man an der Börse ist, gilt es umso mehr, die riesige Nutzerbasis zu kapitalisieren. Früher oder später wird der Dienst dafür seinen Usern gegenüber immer aufdringlicher und manipulativer werden müssen, um seine Anleger zufriedenzustellen.
Man ist also dazu verdammt, dies irgendwann zu übertreiben, so dass die Mitglieder dem Dienst in Scharen den Rücken kehren. Womit Mark Zuckerbergs Konzern einmal nicht mehr sein wird, als eine Fußnote in Geschichtsbüchern – wie schon viele andere Größen zuvor. (red, derStandard.at, 27.1.2013
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