Obamas Pflicht
von Peter Münch
20. März 2013
Im Westjordanland haben sie seine Bilder mit Schuhen traktiert und angezündet, in Israel hat eine Umfrage ergeben, dass nur noch jeder Zehnte ihn mag. Barack Obama ist im Nahen Osten mittlerweile allseits unbeliebt. Jetzt steht er aber trotzdem in der Pflicht, zwei streitende Kleinvölker zum Kompromiss zu drängen.
Im Westjordanland haben sie seine Bilder mit Schuhen traktiert und angezündet, in Israel hat eine Umfrage ergeben, dass nur noch jeder Zehnte ihn mag. Barack Obama, dem anderswo immer noch die Herzen zufliegen, ist im Nahen Osten mittlerweile allseits unbeliebt.
Für seinen an diesem Mittwoch beginnenden Besuch in der Region muss das keine schlechte Ausgangsbasis sein – wenn der US-Präsident daraus endlich die Freiheit ableitet, den beiden Konfliktparteien nicht mehr das zu sagen, was sie hören wollen, sondern was sie tun müssen.
Obamas erster Anlauf im Nahost-Friedensprozess ist daran gescheitert, dass er gut gemeint, aber nicht gut gemacht war. Nach Art eines Wanderpredigers hat er laute Versprechungen gemacht, die er nicht einhalten konnte, und leise Drohungen angefügt, die er beim geringsten Widerstand zurücknahm. Dieser Mangel an Konsistenz hat sich bitter gerächt: Die Region treibt auf neue Konflikte zu, und die USA haben an Einfluss verloren.
Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit bekommt Obama nun eine zweite Chance. Zwar hat er angekündigt, dass er keinen neuen Friedensplan mitbringen und in Jerusalem und Ramallah “nur zuhören” wolle. Doch sobald die Türen geschlossen sind, sollte es vorbei sein mit dieser taktischen Tiefstapelei. Der Präsident der USA hat nicht nur die Macht, sondern auch die Pflicht, zwei streitende Kleinvölker zum Kompromiss zu drängen.
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