The Return of Terror

Edited by Gillian Palmer

 

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Noch sind viele Fragen zu den beiden tödlichen Explosionen in Boston ungeklärt, aber unzweifelhaft handelt es sich um einen gezielten Terroranschlag. Für Amerika bedeutet dies eine Zäsur mit noch unabsehbaren Folgen. Seit den verheerenden Anschlägen der Kaida vom 11. September 2001 ist das amerikanische Festland von Bombenattentaten mit Todesfolge verschont geblieben. Allmählich, und erst recht nach dem Tod des Kaida-Führers Usama bin Ladin, hatte sich in den USA wieder ein Gefühl der Sicherheit im Alltag ausgebreitet. Mit dem Blutbad von Boston wird die Bevölkerung jedoch auf brutale Weise aus dieser Stimmungslage herausgerissen und daran erinnert, dass es keinen absoluten Schutz vor skrupellosen Extremisten gibt.

Der oder die Attentäter haben sich ihr Ziel voller Zynismus und mit Blick auf eine möglichst grosse Wirkung ausgesucht. Der Marathon von Boston ist ein Sportereignis von internationaler Bedeutung, das jeweils gut 20 000 Teilnehmer und ein Publikum von einer halben Million Menschen in der Begeisterung für den Laufsport zusammenführt. Die Bomben detonierten im Bereich des Zieleinlaufs, wo die Zuschauerinnen und Zuschauer in Erwartung ihrer erschöpften Helden dicht gedrängt standen, und verwandelten einen Festplatz abrupt in eine kriegsähnliche Szenerie. Just an der Stelle, wo die Flaggen der beteiligten Nationen den völkerverbindenden Charakter dieser Veranstaltung unterstrichen hatten, breiteten sich Panik und Verzweiflung aus.

Laut den amerikanischen Behörden liegt kein Bekennerschreiben vor, und es ist unklar, ob die Urheberschaft dieser Tat eher im Ausland oder im Inland zu finden ist. Die Terroroperation trägt nicht die typische Handschrift der Kaida, die ihre Bombentechnik in der Vergangenheit perfektioniert hat und zweifellos zu einem noch viel wuchtigeren Anschlag fähig gewesen wäre. Die Koordination von mehreren gleichzeitigen Anschlägen und die Auswahl des Ziels mit Blick auf eine möglichst grosse Medienwirkung sind nicht allein das Markenzeichen islamistischer Gruppen. Gut denkbar ist daher auch eine Aktion einheimischer Terroristen.

Der Anschlag vom Montag erinnert stark an die Bombenexplosion während der Olympischen Spiele von Atlanta im Jahr 1996. Damals wie bei diesem Fall war das Ziel eine sportliche Grossveranstaltung, und selbst die Opferbilanz – 1996 gab es eine Tote und über hundert Verletzte – ist vergleichbar. Als Täter wurde später ein radikaler Regierungsgegner überführt, der in einem kruden Gemisch aus Angst vor sozialistischen Einflüssen und Abscheu über die amerikanische Abtreibungsgesetzgebung gehandelt hatte. Verbitterte Regierungshasser könnten sich in diesen Tagen durchaus zum Handeln getrieben sehen: Der nationale Steuertag am Montag ist für sie das Symbol eines überbordenden Obrigkeitsstaates, und am Freitag jährt sich zum 20. Mal die Erstürmung des Sekten-Dorfs bei Waco, die Rechtsextremisten bis heute als illegalen Gewaltakt der Sicherheitsbehörden geisseln.

Welche Hintergründe die Bluttat von Boston hat, lässt sich vorläufig jedoch nicht abschätzen, auch völlig andere politische Motive sind denkbar. Sicher ist nur, dass die Regierung Obama nun auf einen Schlag vor einer neuen Herausforderung steht, in der die Öffentlichkeit umsichtiges Handeln und schnelle Erfolge sehen möchte.

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