Auf der Wahllosigkeit, mit der er Menschen zu Opfern macht, beruhen Wirkung und Wesen des Terrors. Warum muss ein achtjähriger Junge, der am Ziel des Bostoner Marathons auf seinen Vater gewartet hat, glücklich, ihn nach erfolgreichem Lauf in die Arme schließen zu können, sterben? Warum enden andere, die auf der Strecke ihr Bestes gaben, als Krüppel? Warum liegen Zuschauer, die sich von sportlichen Höchstleistungen begeistern lassen wollten, in ihrem Blut? Weil das die grausame Botschaft ist: Es kann jeden treffen.
Wer immer die beiden Bomben inmitten von hunterttausenden Fitness-Fans im Herzen von Boston zündete, hatte genau das im Sinn: ein perverses Statement vermeintlicher Macht, dessen sich alle bedienen – Einzeltäter, nationale wie internationale Netzwerke. Immer ist es ein einziges, letztes Gefühl, das sie treibt: Hass. Die Breiviks, die bin Ladens dieser Welt mögen unterschiedliche Motive haben, die Methode, die sie wählen, bleibt dieselbe: die Verbreitung von Chaos und Tod.
Es ist gut, dass Amerika, das Land, das in den vergangenen Jahrzehnten von einer Vielzahl schwerer Terrorakte überzogen wurde, sich selbst im Schock von Boston mit vorschnellen Schuldzuweisungen zurückgehalten hat. Nicht nur der Präsident reagierte besonnen. Zu den leidvollen Erfahrungen der US-Bürger gehört nämlich auch die Verschiedenheit der Feinde, die ihre Freiheit bedrohen: radikale Islamisten aus dem Ausland, regierungsfeindliche Fanatiker im Innern. Beide gilt es, im Blick zu behalten.
Terror tötet wahllos. Ziellos ist er nie. Immer wird er dort zuschlagen, wo unsere offenen Gesellschaften am verletzlichsten sind. Dem kann man nur eines entgegensetzen: die Beharrlichkeit, ihn entschieden zu bekämpfen. In gewisser Weise bedarf es dazu der Ausdauer eines Marathon-Läufers, der die Aufgabe entschlossen angeht. Das ist die Botschaft, die von Boston ausgehen sollte.
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