First Damper on US Fracking Boom

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Von zwei US-Förderstätten kommen schlechte Nachrichten. Die Ausbeute durch Fracking unterschreitet alle bisherigen Erwartungen. Muss die bislang erfolgsverwöhnte Branche umdenken?

Die Erwartungen an die Öl- und Gasproduktion aus Schiefergestein können in den USA noch so hoch sein – seit Jahren werden sie regelmäßig übertroffen. Immer wieder werden Förderprognosen in den Schatten gestellt, Goldgräberstimmung hat die Industrie erfasst.

Der Energiemarkt in den USA und auch weltweit steht damit vor massiven Umwälzungen. Schließlich gelingt es mit neuen Technologien wie dem in Deutschland umstrittenen Fracking, dem Boden Rohstoffe aus bisher unzugänglichen Lagerstätten zu entlocken.

Der Boom hat in den USA bereits zu sinkenden Gas- und Strompreisen geführt. Das Land dürfte der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge Russland 2015 bei der Gas-Förderung überholen, zwei Jahre darauf Saudi-Arabien bei der Öl-Produktion überflügeln und 2035 von Energie-Importen unabhängig sein.

Umweltfolgen von Fracking kaum erforscht

Um eingeschlossenes Gas oder Öl freizusetzen, werden beim Fracking Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in das Schiefergestein gepresst. Die Umweltfolgen sind allerdings kaum erforscht, und Kritiker in Deutschland fürchten vor allem um das Trinkwasser.

Trotz einer Einigung zwischen Union und FDP hat ein Fracking-Gesetz im Bundesrat praktisch keine Chance – vielen Ländern sind die Umweltauflagen nicht streng genug. Unbeirrt davon setzt die Schieferöl-Industrie in den USA ihren Siegeszug in atemberaubender Geschwindigkeit fort.

Erste Probleme bei der Förderung

Die neuen Quellen sprudeln und Fördergesellschaften buhlen um Pipeline-Kapazitäten, um ihre Ausbeute an die Kunden zu bringen. Doch nun zeigen sich – wenn auch nur am Rande – erste Dellen in dem scheinbar unaufhörlichen Aufwärtstrend: Von zwei der noch nicht so weit entwickelten US-Förderstätten kamen zuletzt Nachrichten, die die erfolgsverwöhnte Branche zum Nachdenken bringen könnte.

So sorgten Statistiken der Lagerstätte Utica im Bundesstaat Ohio für Ernüchterung. Im vergangenen Jahr wurden dort dem Boden weniger als 700.000 Barrel Öl abgerungen. Das ist gerade einmal so viel, wie ein kleiner Öl-Tanker fasst. Zum Vergleich: Im Schiefergestein-Eldorado Bakken in North Dakota wird deutlich mehr gewonnen – und zwar jeden Tag.

“Utica ist dem Hype nicht gerecht geworden”

Dabei war Utica noch vor zwei Jahren mit großen Versprechungen von dem US-Energieunternehmen Chesapeake Energy an den Start gebracht worden. Der damalige Konzernchef erklärte vollmundig, im Boden von Ohio könnten Vorräte im Wert von 500 Milliarden Dollar liegen. Für den ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Bundesstaat im Mittleren Westen sei es damit das Größte, seit der Pflug Einzug auf den Feldern gehalten habe

Unter anderem gab der französische Öl-Konzern Total für Förderrechte Milliarden aus. Staatliche Geologen rechneten mit Öl-Vorkommen von 1,3 bis 5,5 Milliarden Barrel – gigantische Mengen. Doch auch sie räumen inzwischen ein, dass die Förderung 2012 hinter den Erwartungen zurückblieb. “Utica ist dem Hype nicht gerechtgeworden”, resümiert Ed Morse, Rohstoff-Spezialist bei der Citigroup.

Investitionen werden doch nicht getätigt

Einen Rückschlag musste auch das Unternehmen NuStar Energy hinnehmen, das sich zuletzt kleinlaut von einem Pipeline-Projekt verabschiedete – mangels Kundeninteresse. NuStar wollte Öl, das in der Niobrara-Lagerstätte in Colorado aus Schiefergestein gewonnen wird, nach Texas pumpen.

Dafür sollten unausgelastete Rohre umgerüstet werden. Doch die geringe Nachfrage rechtfertigte schließlich nicht die Investition. In der Branche zweifelt niemand daran, dass aus boomenden Produktionsstätten wie Bakken in North Dakota und anderen in Texas energiereiche Bodenschätze gewonnen werden können.

Doch die Enttäuschungen in Ohio und Colorado könnten Vorboten dafür sein, dass der Enthusiasmus rund um Schiefergas und Schieferöl langsam seinen Höhepunkt erreicht hat – oder Anstrengungen in größerer Dimension nötig werden.

Es gehe jetzt vor allem um die richtige Technologie, sagt Sandy Fielden, Analystin bei RBN Energy im texanischen Austin. “Klar ist, dass das Zeug da unten liegt.” Nun sei entscheidend, die richtigen Zugangs- und Förderwege auch für schwerer erreichbare Formationen zu finden.

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