Mutiger Obama
Von Friedemann Diederichs
Es gehört Mut dazu, in den USA als Präsident ein so polarisierendes Thema wie die zweifelsohne vorhandenen Spannungen im Verhältnis der Rassen zu thematisieren und sich dabei deutlich auf eine Seite zu stellen.
Barack Obama hat diesen Mut bewiesen. Er hat mit klaren Worten, die auch für die Akzeptanz eines für viele unbequemen und unpopulären Urteils plädierten, zum fast immer friedlichen Verlauf der über 100 landesweiten Demonstrationen beigetragen. „Trayvon Martin, das hätte ich vor 35 Jahren sein können“ – eine solche Aussage wird zweifelsohne auch die spätere Betrachtung des ersten farbigen Präsidenten in den Geschichtsbüchern prägen. Und die persönlichen Reflektionen Obamas spiegeln tatsächlich den Alltag vieler Schwarzer vor allem in den Südstaaten wider.
In den Hintergrund geriet angesichts der überraschenden Initiative Obamas, dass sich bei näherer und neutraler Betrachtung der Zimmerman-Prozess in Florida nicht als überzeugendes Beispiel für eine Rassen-Diskriminierung eignet.
In diesem Fall ging es, glaubt man den Zeugen, den Geschworenen, der Verteidigung und der Polizei niemals um einen rassistischen Akt des Täters.
Kein einziges Indiz sprach eindeutig dafür. Und auch offizielle FBI-Statistiken zeigen die Kehrseite der erhitzt geführten Debatte: Die Zahl der Straftaten, die Schwarze gegenüber Weißen begehen, liegt durchschnittlich achtmal so hoch wie die Zahl der Verbrechen von Weißen an Afro-Amerikanern. Das sind unbestreitbare Fakten, die der US-Präsident nicht erwähnt hat – aber die, will man eine wirklich ehrliche Debatte zum facettenreichen Thema Rassismus führen, nicht unterschlagen werden sollten.
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