Good Chemical Weapons vs. Evil Chemical Weapons

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Gute C-Waffen, böse C-Waffen

Von Daniel Haufler

29. August 2013

In der aktuellen Debatte um einen Militärschlag gegen Syrien erhält eine Veröffentlichung des außenpolitische Fachmagazins „Foreign Policy“ eine gewisse Brisanz. Sie enthüllt, dass die USA im ersten Irakkrieg über den Einsatz von Senfgas und Sarin durch Saddam Husseins Truppen Bescheid wussten.

Die US-Regierung erwägt einen Militärschlag gegen Syriens Diktator Assad, weil dieser nahe der Hauptstadt Damaskus Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt haben soll. Unbestritten ist mittlerweile, dass chemische Kampfstoffe zum Einsatz kamen. Unklar bleibt jedoch, wer dafür verantwortlich ist. Denn auch die Opposition scheint über Chemiewaffen zu verfügen.

In dieser Situation erhält eine Veröffentlichung des außenpolitischen Fachmagazins „Foreign Policy“ eine gewisse Brisanz. Sie enthüllt erstmals anhand von CIA-Akten, dass die USA über den Einsatz von Senfgas und Sarin durch Saddam Husseins Truppen im irakisch-iranischen Krieg (1980-88) Bescheid wussten und in einem Fall mittelbar beteiligt waren.

„Im Unterschied zur heutigen Debatte (…) akzeptierten die Amerikaner vor drei Jahrzehnten kühl, dass Hussein chemische Kampfstoffe großflächig gegen den Gegner und seine Landsleute einsetzte. Die Regierung von US-Präsident Ronald Reagan griff nicht ein, weil sie sich vom Fortgang dieser Angriffe eine Wende im Krieg erhofften.“ Die CIA machte sich keine Sorgen darüber, dass das irakische Vorgehen publik würde – und selbst in diesem Fall fürchtete man keine große Aufregung. Immerhin hatten die Russen in Afghanistan kurz zuvor ebenfalls chemische Kampfstoffe eingesetzt, ohne dass es ernsthafte Debatten auslöste.

Reagan: “Ein Sieg Irans ist inakzeptabel”

So ließen die USA Iraks Truppen mit ihren völkerrechtswidrigen Angriffen gewähren. Doch es kam noch schlimmer, wie aus den CIA-Akten und Interviews mit Geheimdienstlern hervorgeht, die „Foreign Policy“ geführt hat. Als die USA auf Bildern von Aufklärungssatelliten Ende 1987 erkannten, dass Irans Armee ihre nächste Frühjahrsoffensive nahe Basra starten wollte, weil sie dort eine Schwachstelle der irakischen Truppen ausgemacht hatte, versorgte der US-Geheimdienst Husseins Regime mit dieser Information. Schließlich hatte Ronald Reagan klar gesagt: „Ein Sieg Irans ist inakzeptabel.“

Die USA halfen dem Irak, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt genau wussten, dass dessen Armee sogar Sarin einsetzen würde, um einen iranischen Angriff zurückzuschlagen. Laut den CIA-Akten wurden zwei Drittel aller produzierten chemischen Kampfstoffe in den letzten 18 Monaten des Krieges eingesetzt. Opfer dieser Kriegsführung wurden Iraner, aber auch einheimische Kurden. Allein in der nordirakischen Stadt Halabdscha wurden bei einem Giftgasangriff am 16. März 1988 mehr als 5000 Menschen getötet und über 7000 verwundet.

„Die genaue Kenntnis der CIA über das damalige Chemiewaffenprogramm Iraks steht in starkem Widerspruch zu den fehlerhaften Erkenntnissen der Geheimdienste vor der Invasion des Iraks 2003“, bilanziert „Foreign Policy“ am Ende lakonisch. Man fragt sich beunruhigt, wie gut wohl in diesen Tagen die Informationen der USA über Syriens Chemiewaffen sind.

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