Erster Schritt zum Frieden
Obamas Strafaktion gegen Assad würde Syrien keinen Frieden bringen. Das sagen alle Fachleute, und das dürfte auch Washington klar sein. Der amerikanische Präsident hatte sich aber mit rot linierter Rhetorik unter Zugzwang gesetzt – und freut sich jetzt über die Chance, ohne Gesichtsverlust aus der Eskalation auszusteigen.
Russen und Amerikaner handeln endlich gemeinsam. Beide wollen die syrische Regierung zur Aufgabe ihrer Chemiewaffen bewegen. Die Entstehungsgeschichte dieser überraschenden Allianz dürfte in die Geschichte eingehen – als Beweis der Chaos-Theorie oder als Beispiel für die Intuition des US-Außenministers Kerry. Ganz gleich, ob er bewusst oder zufällig von dieser Möglichkeit sprach: Es ist ein Segen, dass die Blockade überwunden wird.
Sollte sich das Assad-Regime ernsthaft auf den Handel einlassen, hätten viele einen Grund zu feiern. Moskau müsste sich nicht länger vorwerfen lassen, es sehe dem Gemetzel tatenlos zu. Washington bräuchte sich nicht in ein militärisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu stürzen. Tripolis müsste keine Dezimierung seiner konventionellen Arsenale befürchten. Und die syrische Bevölkerung wäre zumindest vor den grausamen C-Waffen sicher.
Und dennoch wäre das nur ein erster Schritt. Jeden Tag sterben Menschen im Hagel von Kugeln und Granaten. Den Angehörigen kann es kein Trost sein, dass ihre geliebten Menschen nicht durch Sarin, sondern durch Stahl gestorben sind. Zwei Millionen Flüchtlinge mussten ihre Heimat aufgeben und leben unter oft menschenunwürdigen Bedingungen.
Sie alle warten verzweifelt auf eine Weltgemeinschaft, die nicht gafft, sondern eingreift. Nicht in einem Showdown, sondern durch Druck auf alle Bürgerkriegsparteien. Sollten sich Amerika, Russland und China endlich auf ihre gemeinsame Verantwortung besinnen, wäre eine Lösung erreichbar, die den Menschen in Syrien wirklich hilft: Nur Verhandlungen werden den Frieden bringen.
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