Die mächtige US-Notenbank hat am Mittwochabend ein Kursfeuerwerk entfacht – indem sie nichts getan hat.
Entgegen früheren Ankündigungen hat die Fed ihre milliardenschweren Anleihenkäufe nicht reduziert. Sie kauft
weiterhin 85 Milliarden US-Dollar an Staats- und Immobilienpapieren monatlich, macht immerhin 1.020 Milliarden
Dollar im Jahr. Für die Börsenjunkies ist diese Geldspritze ein Grund für Euphorie.
Dass die US-Notenbank den Geldhahn nicht einmal langsam zudreht, ist aber keine gute Nachricht. Denn die
Ökonomen der Fed mussten die Wachstumsprognosen für die größte Volkswirtschaft der Welt zurücknehmen. Die
17 Notenbanker des zinspolitischen Gremiums haben zudem Angst vor dem eigenen Schatten bekommen. Seit sie
im Mai angedeutet haben, sie könnten die Anleihenkäufe bald reduzieren, sind die Zinsen in den USA um mehr als
einen Prozentpunkt in die Höhe geschnalzt. Diese Verschärfung der Finanzierungssituation dürfte genau zu dem
Wachstumsdämpfer beigetragen haben, der jetzt erst recht eine straffere Geldpolitik verhindert. Die nach wie vor
überschuldete Volkswirtschaft ächzt unter steigenden Zinsen stärker als erwartet.
Die kurzfristigen Änderungen der Wachstumsaussichten können aber nicht über das zugrundeliegende Problem
der Fed hinwegtäuschen. Sie will mit den niedrigen Zinsen zwei Dinge bewerkstelligen. Niedrige Zinsen sollen die
Investitionen ankurbeln. Mit ihren milliardenschweren Stützungskäufen setzt die Fed aber auch auf eine sehr
wackelige Theorie, den “Vermögenskanal”. Steigende Aktien- und Immobilienpreise sollen den Konsum ankurbeln,
doch dieser Effekt ist unter Ökonomen höchst umstritten.
Weil die großen Aktienvermögen ungleich verteilt sind und in vielen Fällen der Pensionsvorsorge dienen, laufen die
durchschnittlichen US-Amerikaner nicht in den nächsten Apple-Store oder Wal-Mart, nur weil der Aktienindex S&P
500 einen neuen Rekordstand erreicht hat. Real- und Finanzwirtschaft sind nicht so verwoben, wie die Fed
unterstellt. Selbst die Unternehmen nutzen zwar die rekordniedrigen Zinsen, um neue Schulden aufzunehmen, aber
investieren kaum in die Realwirtschaft, sondern stärker in Übernahmen.
Die Finanzmärkte bleiben also in einem absurden Modus. Schlechte Nachrichten über die Lage der Realwirtschaft
lösen Gewinne an den Börsen aus, weil nur “Bad News” die Hoffnung auf mehr Geld aus Washington nähren.
Das Problem für die Notenbank ist, dass sie die reale Wirtschaft nur indirekt stützen kann. Die niedrigen Zinsen und
das billige Geld kommen nicht wirklich an. Das heißt aber nicht, dass die Fed mehr machen muss. Sie muss sich
vielmehr besser mit anderen Spielern der US-Wirtschaft koordinieren, allen voran der Politik in Washington, die
angesichts einer Blockade im Kongress auf eine neue Krise um die Budgetgrenze zusteuert.
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