Merkel Must Teach Obama Some Manners

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Marianne-hafte Merkel muss Obama Anstand lehren

Von Andrea Seibel

27.10.2013

Die Kanzlerin äußert sich ungewöhnlich deutlich und will mit anderen europäischen Staatschefs gegen Obamas Methoden bis vor die UN gehen. “So what?” darf keine ernsthafte Begründung sein.

Was nun? Die NSA hat in ihrem grenzenlosen Kontrollwahn neben Dutzenden internationalen Staatschefs auch Angela Merkel abgehört. Offenbar jahrelang und mit Duldung und Wissen des amerikanischen Präsidenten, der die Berichte vorgelegt bekam und ahnen konnte, mit welchen Mitteln die Details aus Merkels fahrlässig ungeschütztem Lieblingshandy gesogen wurden.

Amerika spioniert aus, nicht nur seine Feinde, sondern eben auch die Freunde. Da mögen die Kenner der Materie neunmalklug (andere sagen zynisch und fatalistisch) verkünden, all dies sei “normal” in der Welt der Machtinteressen. So what? Das aber kann keine ernsthafte Begründung sein.

Die Welt der Politik und Diplomatie ist hochemotional, was wir gerade auf deutscher und europäischer Ebene erleben. Die Töne sind sehr schrill, es ist kaum zum Aushalten.

Selbst Angela Merkel, die die NSA-Debatte aus wahltaktischem Kalkül, aber auch aus Loyalitätsgründen gegenüber den USA nur mit spitzen Fingern anfasste, hat für ihre Verhältnisse überdeutliche Worte gegen Obama gefunden.

Hand in Hand mit Hollande

Dass sie sich nun mit dem umtriebigen französischen Präsidenten, dessen Amerikaskepsis durch jede seiner Poren dringt, wie auch der Brasilianerin Dilma Rousseff an die Spitze einer westlichen Protestbewegung stellen will, ist bemerkenswert.

Die Supermacht Amerika soll lernen, fairer und anständiger mit den ihr wohlgesinnten Partnern umzugehen. Eine UN-Resolution wird sie Mores lehren!

Das trägt in der Tat naive Züge mit bigotten Anklängen, denn sämtliche Geheimdienste aller Beteiligten, so sind die Gesetze der Macht, führen munter ihre Geschäfte weiter. Der deutsche auf etwas andere Art, ist der BND doch ein Kind der USA.

So nicht, Obama, wir sind auch wer!

In gewisser Weise sind auch die Deutschen immer noch Produkte Amerikas, weswegen Merkels Marianne-hafte Geste des “Auf die Barrikaden” zeigen soll, wie stark die Bundesrepublik im Vergleich zum großen Bruder ist.

Raffiniert hat sich die Kanzlerin zur globalen Mahnerin erhoben: So nicht, Obama! Wir sind auch wer!

Über diese hochsensiblen Themen kann es keine auf dem globalen Marktplatz ausgetragene Debatte geben. Diplomatie ist eine Frage der Diskretion, auch jenseits der Geheimdienste.

Dass der US-Präsident auf alle Signale bisher nur verhalten reagiert, ist daher nicht nur seiner Ignoranz geschuldet. Obama darf Merkel und Hollande nun nicht wie Bittsteller behandeln. Natürlich geht es um Gesichtswahrung auf beiden Seiten, um Symbolpolitik.

Man wird sehen, ob die Amerikakritik im Westen weiter an Fahrt aufnimmt und ob Merkel sogar antiamerikanischen Ressentiments Vorschub leistet. Das wäre besonders tragisch.

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