Also Sympathieträger für ihre Heimat USA sind beide wirklich nicht: weder James R. Clapper, der Nationale Geheimdienstdirektor der USA, noch Keith B. Alexander, der Chef des US-Abhördienstes NSA. Halt typisch knorrige, steife Berufsmilitärs. Aber vom Spionagegeschäft verstehen die beiden ohne Zweifel eine Menge. Insofern sind sie die richtigen Männer auf den richtigen Posten.
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Militärs standen auch schon an der Wiege des amerikanischen Geheimdienstapparates, wie der US-Historiker Alfred McCoy (University of Wisconsin-Madison) in der Herbst-Ausgabe von „Lettre International“ schreibt. 1901 übernahm Hauptmann Ralph Van Deman die militärische Informationsabteilung der amerikanischen Besatzungstruppen auf den Philippinen und begann damit, detaillierte Informationen über tausende Filipinos zusammenzutragen.
Zurück in der Heimat formte er die „Militärische Aufklärungsabteilung“ des Heeres, die während des Ersten Weltkriegs zusammen mit dem FBI über eine Million Seiten Überwachungsberichte über US-Bürger deutscher Herkunft zusammenstellte („der institutionelle Grundstein für einen künftigen internen Sicherheitsstaat“, urteilt McCoy). Die nächsten Opfer des neuen Spitzelapparates waren Linke und Gewerkschafter. Als Van Deman, inzwischen Generalmajor, 1929 in Pension ging, hatte er in seinem Haus in San Diego über eine Viertelmillion Akten von potenziellen „Subversiven“ gehortet. Offenbar wird die Bespitzelung von Mitbürgern bei so manchen Geheimdienstlern zur regelrechten Sucht.
Inzwischen sind die USA eifrig dabei, einen Überwachungsstaat bisher nie gekannten Ausmaßes aufzubauen. Von Präsident George W. Bush nach 9/11 eingerichtete Überwachungssysteme werden von seinem Nachfolger Obama noch ausgebaut: Es geht darum, „Amerikas Weltherrschaft – im Krieg wie im Frieden – durch die beständige Erweiterung seiner strategischen Überlegenheit im Bereich der Informationskontrolle zu zementieren. Weder Weißes Haus noch Kongress machen irgendwelche Anstalten, den Aufbau eines gewaltigen, weltweiten Panoptikums einzuschränken, mit dem sich heimische Dissidenten wie fremde Terroristen überwachen und verfolgen lassen, ganz zu schweigen davon, dass man damit verbündete Nationen manipulieren, rivalisierende Mächte im Auge behalten und präventive Cyberschläge führen kann“, schreibt McCoy.
Illusionslos hält der französische Philosoph und Publizist Regis Debray im selben „Lettre“-Heft fest: „Es ist normal, dass ein Imperium alles wissen will, was in seinem Bereich und an seinen Rändern geschieht (…). Es ist ein Imperium, erfindungsreich und lächelnd, mit weißen blitzenden Zähnen und frischem Atem, ein nicht mehr und nicht weniger ,kaltes Monster‘, als die anderen es sind.“
Mehr Nüchternheit täte insbesondere den wegen des NSA-Skandals so erregten deutschen Gemütern gut (die Debatten in der Bundesrepublik färben dabei stimmungsmäßig immer auch auf österreichische Medien ab). In der Zeitschrift „Internationale Politik“ (5/2013) ruft der politische Chefkorrespondent von Reuters in Berlin, Andreas Rinke, die deutschen Hysteriker auf, einmal innezuhalten: Die Enthüllungen zu den NSA-Aktivitäten zeigten im Grund nämlich nur, „dass Geheimdienste das tun, was sie eigentlich immer getan haben – sie nutzen die neuesten technologischen Möglichkeiten, um an Informationen zu gelangen. Das eigentlich Neue ist die Nutzung von Big Data, also die Analyse großer Datenmengen.“ Gerade da aber hinke Deutschland anderen Ländern meilenweit hinterher.
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