Washington’s Favorite Partner

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Washingtons liebster Partner

Kommentare Dossier: Die USA unter Obama Mittwoch, 12. Februar

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Andreas Rüesch

Deutschland und Frankreich, Europas traditionelles Doppelgespann, zieht momentan weder in der Wirtschafts- noch in der Aussenpolitik in dieselbe Richtung. Das bleibt auch den Amerikanern nicht verborgen, die gegenwärtig den französischen Staatschef zu Gast haben und bald auch die deutsche Kanzlerin empfangen werden. Während der Irak-Kontroverse, als sich Frankreich und Deutschland unisono gegen einen Krieg wandten, war noch die These en vogue gewesen, die Amerikaner seien eben vom Mars, die Europäer von der Venus. Sie stammte von Robert Kagan, dem Ehemann ausgerechnet jener amerikanischen Diplomatin, die jüngst mit ihrem vierbuchstabigen Kraftausdruck über die EU für Aufregung gesorgt hat.

Der Ausflug in die Planetenkunde trägt heute aber schon deshalb nicht mehr viel zum Verständnis des aussenpolitischen Kosmos bei, weil die angeblichen Venusianer in Berlin und Paris offensichtlich ganz unterschiedlichen Geblüts sind. Aus Sicht der USA lässt sich das beispielsweise daran ablesen, was Franzosen und Deutsche in Washington an Klagen vorzutragen haben. Für die Deutschen ist gleichsam der Himmel eingestürzt, als das Ausmass der Überwachung durch die amerikanischen Geheimdienste in ihrem Land klar wurde. Berlin forderte ebenso nachdrücklich wie erfolglos ein Ende des Spionierens, und manche Politiker erwogen gar, aus Protest die Verhandlungen über ein transatlantisches Freihandelsabkommen einzufrieren. Paris hingegen hat gegen die Schnüffelei nur pro forma reklamiert. Für Hollande gab es in letzter Zeit ganz andere Gründe zur Entrüstung: Die USA liessen ihn unschön im Regen stehen, als sie die geplante gemeinsame Militäraktion gegen Syrien abbliesen, und auch in den Atomverhandlungen mit Iran war die amerikanische Strategie dem Elysée entschieden zu weich. Ausgerechnet die Franzosen – vor zehn Jahren in Washington noch als «käsefressende Kapitulationsaffen» verschrien – zeigen heute mehr marsianische Härte als die Administration Obama.

Gerade darum ist Paris inzwischen Washingtons liebster Partner in Europa. Zwischen den beiden hat sich besonders in der von Islamisten bedrängten Sahelzone eine exzellente Kooperation eingespielt. Der Fall Mali, wo Frankreich mit Bodentruppen intervenierte und sich die USA auf Hilfe bei der Logistik und Aufklärung beschränken konnten, hat Modellcharakter für ein Amerika, das nur noch im äussersten Notfall Weltpolizist spielen will.

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