Michelle Obama trägt neuerdings breite, gerade Augenbrauen. Will sie uns damit subtil von politischen Krisen ablenken?
Man kann wohl ohne falsche Bescheidenheit behaupten, dass die Gesellschaftskritik in lockerer Folge eine kleine Semantik der zeitgenössischen Haartracht erstellt. Auch Betrachtungen über die aktuelle Ausgestaltung und den Einsatz des Bartes fanden schon des Öfteren Eingang in diese Rubrik.
Doch ein haariges Accessoire, das erhebliche Auswirkungen auf die Ausstrahlung seines Besitzers hat – vielleicht in manchen Fällen sogar noch größere als der Bart –, wurde bisher von der Gesellschaftskritik keines Gedankens gewürdigt. Ja, richtig: Es handelt sich um die Augenbraue.
Seit Theo Waigel sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, scheint die Augenbraue vergessen. Dabei hat sie doch ein enormes Ausdruckspotenzial: Erstaunen, Hochmut, Missbilligung, Entschlossenheit, Konzentration – all das lässt sich hervorragend über Augenbrauen kommunizieren. Dass diese aber auch ein Mittel der Beschwichtigung darstellen können, hat gerade Michelle Obama sehr eindrücklich demonstriert. Die Frau des US-Präsidenten hatte bislang ja nicht nur mithilfe ihrer viel beachteten durchtrainierten Oberarme Willensstärke, Entschlusskraft, Dynamik und auch eine gewisse Härte signalisiert. Wer genau hinschaute, konnte all diese Eigenschaften auch an ihren scharf geschwungenen Augenbrauen ablesen. Wie zwei Adlerschwingen thronten sie hoch über ihren Augen – allzeit zum Angriff bereit, schienen sie zu signalisieren. Jetzt – nach der Hälfte der zweiten Amtszeit ihres Mannes, präsentiert uns die First Lady plötzlich eher gerade denn kühn geschwungene Brauen, auch breiter sind sie nun.
Nun könnte man glauben, die allerorts für ihre Stilsicherheit gefeierte Michelle sei einfach up to date und habe sich aus rein modischen Erwägungen von der längst überholten schmalen Braue verabschiedet zugunsten der modischeren sogenannten boyishen (jungenhaften, weil natürlicheren, sozusagen naturbelassenen) Augenbraue.
Mag sein, dass das eine Rolle gespielt hat, aber ist das wirklich der Hauptgrund für diesen massiven Eingriff in die Gesichtsarchitektur? Michelle Obamas Brauen wirken nun so viel ruhiger und behäbiger – ja viel weniger aggressiv als zuvor.
Will uns die Präsidentengattin mit ihren neuen Augenbrauen (nach Snowden; mitten in der Krim-Krise) vielleicht auf subtile Weise mitteilen: Entspannt euch, seid friedlich, wir sind es auch?
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