Belastung für Gentechnik-Lobby
Von Daniel Baumann
Freihandelsgespräche sollen Märkte öffnen und die EU hat angekündigt, die bestehenden Gentechnik-Regelungen zu schützen. Die US-Regierung stellt klar, dass die Verwendung von Gentechnik zu erheblichen Problemen geführt hat.
Das US-Landwirtschaftsministerium überrascht mit einer Studie, die man aus den Vereinigten Staaten nicht erwartet hätte. Schließlich promoten die Amerikaner seit vielen Jahren die – angeblichen – Vorzüge der grünen
Gentechnik. Nun räumt die Regierung ein, dass die Verwendung der Technologie zu erheblichen Problemen geführt hat.
Die Veröffentlichung fällt mitten in eine Zeit, in der die Vereinigten Staaten mit der Europäischen Union über einen gemeinsamen Wirtschaftsraum verhandeln. Dabei geht es auch um Ernährung und Landwirtschaft. Auf beiden Seiten des Atlantiks versuchen Vertreter des Agrar-Business ihre Interessen durchzusetzen. Die Freihandelsgespräche seien, so Andreas Geiger, Partner bei der Lobbyfirma Alber & Geiger, in einem Beitrag für
das Online-Magazin Euractiv, eine „einmalige Gelegenheit für das Agrar-Big-Business, seiner Stimme in der EU Gehör zu verschaffen und seine Interessen wirksam durchzusetzen.“
“Interessen Schützen”
Auf Unterstützung von amerikanischer Seite können die Unternehmen dabei zählen. Die Verbindungen der Saatgutkonzerne in die US-Regierung sind ausgesprochen gut. An zahlreichen Stellen sitzen ehemalige Mitarbeiter der Industrie, ehemalige Regierungsmitarbeiter arbeiten wiederum für die Agrarkonzerne. Die US-Regierung hat viele Jahre lang daran gearbeitet, der grünen Gentechnik zum weltweiten Durchbruch zu verhelfen. Das haben im Jahr 2012 veröffentlichte Recherchen der FR gezeigt.
US-Diplomaten gingen demnach auch aggressiv zu Werke, um der grünen Gentechnik den Boden zu bereiten. So regte die US-Botschaft in Paris im Jahr 2007 zum Beispiel eine Liste mit Vergeltungsmaßnahmen an, um gegen die französische Regierung vorzugehen, die sich gegen gentechnisch veränderte Pflanzen ausgesprochen hatte.
In einem Strategiepapier des Außenministeriums zur Verbreitung der Gentechnik hieß es etwa, zu den Zielen der
Diplomaten gehöre, „die Interessen von amerikanischen Bauern und Exporteuren zu schützen“. Mit viel Geld,
zahlreichen Veranstaltungen und gezielten politischen Interventionen versuchten sie, der grünen Gentechnik im Ausland den Boden zu bereiten – außerhalb Europas durchaus mit Erfolg. Die nun veröffentlichte Studie könnte die Bemühungen erheblich erschweren.
Die EU hat angekündigt, die bestehenden Gentechnik-Regeln in den Freihandelsgesprächen mit den USA verteidigen zu wollen.
Leave a Reply
You must be logged in to post a comment.