The Dream of Courageous Insiders

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Der Traum von mutigen Insidern

Gibt es einen zweiten Edward Snowden? Angesichts des Gebarens der US-Geheimdienste muss die Welt auf so viele Whistleblower wie möglich hoffen. Wer die Grundrechte verrät, muss verraten werden.

Ein überzeugender Grund, Unanständiges zu unterlassen, ist die Angst, dass es doch irgendwann herauskommt. Das gilt für Politiker, die befürchten müssen, dass ein Skandal sie das Amt kosten kann. Es galt in der Vergangenheit leider viel zu selten für Geheimdienste, die ihr Geschäft naturgemäß fernab von öffentlicher Kontrolle betreiben. Dann trat Edward Snowden auf den Plan und deckte auf, in welch gigantischem Ausmaß die Vereinigten Staaten weltweit Kommunikation ausspähen und Daten speichern.

Die Erbarmungslosigkeit, mit der die US-Regierung Jagd auf Snowden als angeblichen Verräter macht, erklärt sich auch daraus, dass die Mächtigen in Washington Nachahmer abschrecken wollen. Umso bemerkenswerter ist, dass es jetzt womöglich einen weiteren Whistleblower aus den Reihen der US-Geheimdienste gibt.

Snowden, der in seinem Exil in Russland festsitzt und dabei ausgerechnet auf die Gnade von Russlands Präsident Wladimir Putin angewiesen ist, mag in den vergangenen Monaten einige Male an andere Figuren in der Geschichte gedacht haben, die für ihr politisches Engagement einen unerträglich hohen Preis gezahlt haben. Vielleicht auch an den Kämpfer gegen die Rassentrennung, Martin Luther King. Er fasste seine Vision von einer gerechteren Gesellschaft in die Worte: „Ich habe einen Traum.“

Der Traum, zu dem Edward Snowden Anhänger rund um den Globus inspiriert hat, ist, dass es so viele Whistleblower wie dunkle Geheimnisse gibt. Wer die Grundrechte verrät, verdient es, dass er selbst von jemandem verraten wird. Nur wenn diejenigen, die Insider-Wissen haben, mutig sind, kann sich etwas zum Besseren ändern.

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