Everyday Racism in Barack Obama’s America

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Meinung 19.08.14

Ferguson

Der tägliche Rassismus in Barack Obamas Amerika

Für die Schwarzen in den USA hat sich seit Kennedy vieles verbessert – einiges allerdings nicht. Noch immer sitzt vielen Polizisten der Colt locker. Das heißt nicht, dass alle Polizisten Rambos sind.

Von Torsten Krauel

Ein schwarzer Präsident, ein schwarzer Justizminister, eine schwarze Nationale Sicherheitsberaterin, dazu ein schwarzer Viersternegeneral als Chef des für Nahost zuständigen US-Militärkommandos und schwarze Vorstandschefs oder Bundesrichter. Die Vereinigten Staaten scheinen Lichtjahre entfernt zu sein von den Zuständen noch unter John F. Kennedy, als Schwarze nur davon träumen konnten, jemals mehr zu sein als eine drangsalierte Minderheit, verschrien als Hort der Kriminalität und Bildungsferne.

Der Eindruck stimmt und täuscht. Es hat sich viel geändert, unglaublich viel, aber nicht für alle und nicht überall, und die Gefühle der alten Zeit sind ebenso lebendig geblieben wie das gegenseitige Misstrauen. Es gibt Polizisten, die schnell schießen, es gibt Aktivisten, die Gewalt wollen. Erfahrungen und Erinnerungen weichen nicht so bald.

Als vor zweieinhalb Jahren in Florida der Hispanic George Zimmerman den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin erschoss, flammten die Gefühle auf, es kam zu Ausschreitungen. Als jetzt ein weißer Polizist am 9. August in St. Louis den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschoss, geschah dasselbe. Die alte Erfahrung, dass gegenüber Schwarzen der Colt locker sitze, schien sich wieder zu bestätigen, vorausgesetzt, es hat sich alles so zugetragen wie momentan angenommen.

Obamas Daumenschrauben

Es ist ein Fortschritt, dass die Unruhen nicht wie früher auf andere Städte quer durch die USA übergreifen. Es wäre aber eine Illusion, zu glauben, alle schwarzen Amerikaner sähen ihre einstige Rechtlosigkeit als irrelevant an. Gleiches Recht heißt noch lange nicht gleiche Erinnerung, gleicher Stolz, gleiches Glück.

Die amerikanische Polizei wiederum hat ebenfalls ihre Erfahrungen. Eine gewaltbereite linksextreme Splitterpartei hat ihre Leute nach Ferguson geschickt, Straßengangs mischen bei den Unruhen mit. Die zahlreichen Übergriffe gegen Journalisten, seitens der Polizei ebenso wie seitens der Aktivisten, zeigen aber eine Nervosität, die nicht zum Bild des fortschrittlichen Amerika passt.

Eine militarisierte Polizei und eine medienfeindliche Grundhaltung in Teilen der Obama-Regierung tragen zum Eindruck bei, dass die Daumenschrauben gerade unter dem einstigen charismatischen Wahlsieger von 2008 angezogen werden. Barack Obama hatte mehr Offenheit versprochen, mehr Toleranz, mehr gesunden Menschenverstand bei der Lösung von Konflikten.

Es sieht nicht gut aus, wenn seine Regierung weltweit für die Pressefreiheit eintritt, aber ein Gouverneur aus Obamas Partei in Amerika willkürlich Journalisten festnehmen lässt, als liege St. Louis in Wahrheit in der Ost-Ukraine.

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