Der bessere Bush
Sie sind wieder da: Trotz missratener Amtszeit von George W. läuft sich Bush-Bruder Jeb für die Präsidentschaftkandidatur warm. Das Comeback des Clans könnte die Rettung für die Republikaner sein.
Die Bushs testen die Wasser. Gerade tingelt George W. Bush, US-Präsident Nummer 43, mit einem Buch über George H.W. Bush, Präsident Nr. 41, durch die Talkshows. Er nennt es eine Liebeserklärung an seinen Vater. Es ist aber vor allem eine PR-Aktion für den Bush-Clan, die mächtigste Polit-Familie, die Amerika je gesehen hat – und ihren gegenwärtigen Hoffnungsträger Jeb, den jüngeren Bruder von George W.
Nicht aus Zufall kommt der Ex-Präsident in jedem seiner Buch-Interviews auf den 61-jährigen Jeb zu sprechen: Der wäre ein Republikaner-Kandidat, “der Wunden heilen könnte” und “ein ganz wunderbarer Präsident” sowieso.
Tritt Jeb also an? Bei 50:50 stünden die Chancen, sagt George W.
Klar ist: Wer Fifty-Fifty sagt, der lässt einen Testballon steigen. Wie wird die Partei reagieren? Wie die Amerikaner? Die Bushs lauern auf eine dritte Präsidentschaft. Und aus heutiger Sicht muss man sagen: Das ist nicht unbedingt eine schlechte Nachricht.
Erst schien es, als hätte Bush II. mit seiner furchtbar missratenen Zeit im Weißen Haus die Familienmarke derart ramponiert, dass an ein Polit-Comeback nicht mehr zu denken war. Doch Jeb ist klar die vernünftigere, die begabtere Ausgabe der Brüder – der bessere Bush. Außenpolitisches Harakiri jedenfalls wäre von dem Mann nicht zu erwarten.
Der Ex-Gouverneur von Florida hätte das Potenzial, die Republikaner auf den Pfad der Rationalität zurückzuführen und ihnen die Chance aufs Weiße Haus zu eröffnen. Von ihrem Sieg bei den Midterms jedenfalls sollten die sich nicht blenden lassen, denn bei Präsidentschaftswahlen geht ein ganz anderes Amerika wählen: Die Beteiligung ist höher, mehr Schwarze, mehr Latinos. Keiner der anderen möglichen Republikaner-Bewerber könnte Bush – zudem fließend Spanisch sprechend und verheiratet mit einer Mexikanerin – hier das Wasser reichen: Nicht der Jesus-Kandidat Rick Santorum, nicht Tea-Party-Favorit Ted Cruz, nicht der radikal-liberale Rand Paul. Zum Glück!
Der Name Bush steht jetzt – so komisch das auch klingen mag nach einem vom Zaun gebrochenen Krieg und einer Wirtschaftskrise – für Maß und Mitte. Sollte Jeb Bush antreten, dann hätte er gute Chancen gegen eine mögliche Demokraten-Kandidatin Hillary Clinton. Dynastie gegen Dynastie, zum zweiten Mal. Der eigentlich anti-dynastische Urgedanke Amerikas stört da nicht. Es wäre ein gutes, ein würdiges Duell. Und sowieso: Wenn es eines gibt, das die Amerikaner noch mehr lieben als die Republik, dann ist es – die ganz große Show.
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