Obama: Too Much Law Professor, Too Little Passion as a Leader

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In einer besonderen Ironie der Geschichte schafft es Obama durch sein schwaches und ambivalentes Agieren, seinen Vorgänger Bush zunehmend zu rehabilitieren.

Bei seinem Amtsantritt verhehlte der amerikanische Präsident, Barack Obama, nicht, dass er die bisherige Politik seines Vorgängers George W. Bush im Nahen Osten als völlig falsch und fehlgeleitet ansah. Er wollte ganz neue Strategien anwenden und andere Prioritäten setzen. In der Vorstellung Obamas hatte sich die Bush-Administration in eine Obsession verrannt, al-Qaida zu besiegen, arabische Diktatoren zu stürzen und den Ländern des Nahen Ostens Demokratie bringen zu wollen. George Bush habe dies zu einem persönlichen Kreuzzug gemacht, und alles das sollte ein Ende haben.

Auch in Europa herrschte diese Meinung vor, und dies erklärt teilweise auch die überaus positive Stimmung, ja Euphorie, die Obama entgegengebracht wurde. Rückblickend war die Verleihung des Friedensnobelpreises an den erst wenige Monate im Amt befindlichen, neuen Präsidenten geradezu grotesk und eindeutig als Anti-Bush-Aktion begründet: Barack Obama erhielt den Preis „für seine außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken“.

George W. Bush besaß aber jedenfalls eines: eine feste Überzeugung. Er wollte Demokratie in den Irak und in weiterer Folge wohl auch in die anderen Länder des Nahen Ostens bringen und damit dem Fundamentalismus Einhalt gebieten. Es ist schwer zu beurteilen, wie groß Bushs Beitrag zu den diversen Aufständen in der arabischen Welt war und was letztlich deren Ergebnisse sein werden. Aber jedenfalls war Bush fest entschlossen und fällte so manche Entscheidung gegen den Rat der Mehrheit an Politikern, Militärs und Journalisten. So manche davon – so zum Beispiel das Festhalten am Einsatz im Irak und sogar dessen Ausweitung in einer sehr heiklen Phase – haben sich zwischenzeitlich als durchaus richtig erwiesen.

Lässt eine Führungspersönlichkeit keine klaren Überzeugungen erkennen, drückt sie sich um klare Entscheidungen herum, dann vermittelt ihr Agieren eine Atmosphäre der Unsicherheit, Ambivalenz und Distanziertheit.

In einem Gespräch mit einem langjährigen CEO eines internationalen Konzerns diskutierten wir vor einigen Tagen die Wichtigkeit des Ausmaßes und der genauen Qualität von Intelligenz für eine Führungskraft. Sein Resümee: Intelligenz ist sehr wichtig, aber zu intellektualisiertes Denken beeinträchtige die Entscheidungsfähigkeit und sei daher erfolgreicher Führung abträglich.

Vor einigen Monaten sagte der frühere Chef des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA, Leon Panetta, in einem Interview über Obama: „Zu oft verlässt sich der Präsident auf seine Logik als Jus-Professor statt auf seine Leidenschaft als Leader.“ Die professorale Haltung Obamas hat sicher, unter anderen Umständen, seine Stärken: Bei einem politischen Beobachter ist die sogenannte Helicopter View, also eine gewisse abgehobene Distanz, von großer Wichtigkeit, um Prozesse besser beurteilen und zukünftige Entwicklungen prognostizieren zu können. Vereinfachungen und emotionale Verstrickung sind große Hindernisse, um komplexe politische Situationen beurteilen zu können.

Es kann durchaus sein, dass dies Bushs größtes Defizit war. Wenn jedoch eine Führungskraft, die handeln und wichtige, oft sehr schwierige Entscheidungen treffen müsste, abgehoben ist, dann führen Rückzug und defensives Verhalten letztendlich zu politischen Fehlern. Die Tatsache, dass der amerikanische Präsident, Barack Obama, ganz offensichtlich in diesem Dilemma gefangen ist, führt im Umkehrschluss zunehmend zu einer Rehabilitation seines Vorgängers, George W. Bush.

Dessen Bruder Jeb Bush scharrt auch schon in den Startlöchern für die Präsidentenwahl 2016, und seine Chancen steigen täglich.

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