More Humility, Please!

<--

Mehr Demut, bitte!

Obama hat Recht: Die Schande der Sklaverei ist nicht vergessen. Auf Amerika liegt noch immer der Schatten des Rassismus.

Die Amerikaner übertreiben gerne, davor ist auch ihr Präsident nicht gefeit. Ob es plausibel ist, dass Freiheitsbewegungen vom Fall des Eisernen Vorhangs über Soweto bis Tunesien und zum Kiewer Majdan ihren historischen Bezugspunkt in Selma haben, wie Obama sagt, steht dahin. Unbestritten ist aber, dass die Stadt in Alabama Ausgangspunkt für einen inneramerikanischen Freiheitsakt war, der im von Washington verordneten Wahlrecht für Schwarze seine rechtliche Gestalt fand.

Dass Amerika dadurch die Schande der Sklaverei nicht vergessen machen konnte, ist aber auch richtig. Und ebenso richtig ist die Einschätzung Obamas, dass auf dem Land immer noch der Schatten des Rassismus liege, wie die vielen tödlichen Schüsse von Polizisten auf Schwarze in jüngster Zeit zeigen.

Dass Weiße und Schwarze meist in getrennten Welten leben, trifft ebenfalls zu. Obama hat recht, dass die Lage der Schwarzen nicht mehr so schlimm ist wie vor fünfzig Jahren – aber gut ist sie deswegen noch lange nicht. Amerika stünde es im Schatten seiner eigenen Geschichte gut zu Gesicht, gelegentlich ein wenig Demut zu zeigen.

About this publication