Constant Provocation

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Ständige Provokation

Von Jürgen Heiser

07.07.2015

USA: Proteste gegen Konföderiertenflagge am State Capitol von South Carolina

Am vergangenen Samstag fand zum US-amerikanischen »Unabhängigkeitstag« in Columbia, der Hauptstadt des US-Bundesstaats South Carolina, eine Protestkundgebung vor dem State Capitol statt. Hunderte Demonstranten forderten das sofortige Einholen der Konföderiertenflagge, die dort seit dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs als Symbol der früheren Konföderation der Sklavenhalterstaaten gehisst wird. Lange Zeit wehte sie statt der US-Nationalflagge »Stars and Stripes« über dem Gebäude. Erst seit dem 1. Juli 2000 hängt sie an einem Fahnenmast vor dem Gebäude, in dem neben dem Gouverneur auch das Parlament von South Carolina seinen Sitz hat.

Nach dem Massaker des weißen Rassisten Dylann Roof an neun schwarzen Gläubigen in der »Emanuel AME«-Kirche Mitte Juni häuften sich die Proteste gegen das weitere Hissen der Flagge, mit der sich Roof genauso wie der Ku-Klux-Klan (KKK) im Internet auf Fotos zeigte und seine Hasspropaganda ausschmückte. Vor allem für die schwarze Bevölkerung ist die Präsenz der Rassistenfahne eine ständige Provokation, die sie daran erinnert, dass South Carolina einst eine Hochburg der Sklaverei war und der Hafen von Charleston zeitweise der größte Sklavenmarkt in Nordamerika.

Die Kundgebung war die zweite Großveranstaltung unter dem Motto »Take Down the Flag« seit dem Massaker. An der ersten Kundgebung zwei Wochen zuvor hatten sich mehr als 1.500 Teilnehmer um das vor dem State Capitol plazierte Denkmal versammelt, das die im Amerikanischen Bürgerkrieg gefallenen Soldaten der Konföderiertentruppen als Helden verehrt und Standort der Flagge ist.

Bereits am 27, Juni hatte es die 30jährige Afroamerikanerin Bree Newsome mit einer beherzten Kletteraktion geschafft, die Konföderiertenflagge von dem neun Meter hohen Mast zu holen. Sie war danach zusammen mit einem Unterstützer verhaftet worden. Wegen »Unkenntlichmachung von Staatseigentum« drohen ihnen nun drei Jahre Gefängnis. Nach heftigen Protesten kamen sie jedoch schon nach kurzer Zeit gegen die Zahlung einer Kaution von jeweils 3.000 US-Dollar wieder frei.

Newsome erklärte im US-Nachrichtenprogramm Democracy Now, ihre Vorfahren seien »über den Sklavenmarkt in Charleston hierhergekommen«. Deshalb sei die Konföderiertenflagge ein Symbol dafür, dass wir »auch heute noch, nach 150 Jahren Kampf gegen das Erbe der Sklaverei, unten am Boden gehalten werden sollen«. Die Flagge sei auch »ein Symbol der Furcht und rassistischer Einschüchterung«, weshalb es ihr darum gegangen sei, »ein Zeichen vor allem für schwarze Frauen zu setzen«, sagte Newsome.

Die Flaggengegner fordern nun von den Abgeordneten des Parlaments von South Carolina, das Symbol aus der Öffentlichkeit zu entfernen, zumindest aber auf das Gelände des historischen Museums zu verbannen. Noch in dieser Woche werden die Parlamentarier dazu eine Entscheidung treffen müssen. »Sie wurden vom Volk gewählt«, erklärte Lonnie Randolph, Präsident der Bürgerrechtsorganisation NAACP, gegenüber dem Sender WLTX19. Folglich hätten sie auch den Willen des Volkes zu vertreten.

Die Flagge werde nicht »aus Gründen der Traditionspflege gehisst«, betonte Tom Hall, der einen Dokumentarfilm über das Thema gedreht hat. Wer das glaube, fungiere »als Bauer auf einem politischen Schachbrett« derjenigen, die mit der Symbolfahne klare Ziele verfolgten.

Das sehen auch die in North und South Carolina aktiven Ortsgruppen des rassistischen KKK so und kündigten an, »dafür zu demonstrieren, dass die Konföderiertenflagge unangetastet« bleibe. Die »Loyal White Knights«, eine Untergruppe des KKK aus Pelham, North Carolina, haben laut Reuters mitgeteilt, sie würden am 18. Juli vor dem Parlament in Columbia demonstrieren. James Spears, der »Großtitan« des Pelhem-Klans, erklärte, seine Organisation werde »für die Konföderation aufstehen«, Redebeiträge zum Thema Sklaverei halten und danach »eine Kreuzverbrennung auf Privatgrund zelebrieren«. Und das nur einen Monat nach dem Massaker in Charleston, wie das Magazin Politico kommentierte.

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