Can Donald Trump Really Be President?

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POLITIK USA 19.07.15 Kann Donald Trump wirklich US-Präsident werden? Erst attackierte der Immobilien-Tycoon mexikanische Immigranten, jetzt greift er den Kriegshelden John McCain an. Donald Trump gilt als unseriös. Dennoch liegt der Milliardär in vielen Umfragen vorn.

Donald Trump führt in einer Umfrage von “USA Today” das Feld der republikanischen Bewerber mit drei Prozentpunkten Vorsprung an. Donald Trump ist am Sonntag der meistzitierte Politiker auf CNN. Donald Trump führt laut Fox News gar mit vier Prozentpunkten. Donald Trump ist wieder einmal Titelthema der “New York Times”.

Donald Trump bekommt von allen Bewerbern fürs Weiße Haus in einer Gallup-Erhebung die höchsten Kompetenzwerte bei Wirtschaftsthemen und in der Außenpolitik.Donald Trump wird mit von der Partie sein, wenn der Sender Fox am 6. August das erste Streitgespräch aussichtsreicher republikanischer Bewerber live überträgt.

Aber: Donald Trump ist kein Kandidat der Republikaner für das Präsidentenamt. Der Immobilien-Tycoon und TV-Entertainer, der sich aktuell mit dem republikanischen Senator John McCain angelegt hat, wird vom Establishment der “Grand Old Party” geschlossen abgelehnt. Und das bedeutet, dass sie ihn nicht zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten nominieren werden. Die Großspender der Partei halten ihre Schatullen hermetisch geschlossen, wenn es um den Wahlkampf des 69-jährigen Milliardärs geht. Gleichwohl schafft es Trump nahezu jeden Tag in die Schlagzeilen.

“Er ist kein Kriegsheld. Er ist ein Kriegsheld, weil er in Gefangenschaft geriet. Ich mag Leute, die nicht in Gefangenschaft geraten sind”, sagte Trump am Samstag über den 78-jährigen McCain. Der war 1967 als Pilot über Hanoi abgeschossen und fünf Jahre lang von den Nordvietnamesen unter härtesten Bedingungen gefangen gehalten worden. Obwohl er sich beim Absturz seiner Douglas A4 Skyhawk beide Beine und einen Arm brach, wurde er medizinisch kaum behandelt, sondern in Verhören geschlagen und zwei Jahre in Einzelhaft gehalten. 2008 war der Senator aus Arizona Präsidentschaftskandidat der Republikaner, unterlag aber gegen Barack Obama. Die außenpolitischen Ansichten des “Falken”, der die US-Regierung regelmäßig zu militärischen Einsätzen drängt, sind umstritten, aber die mentale und körperliche Stärke, die McCain in der vietnamesischen Gefangenschaft zeigte, hat ihm über die Parteigrenze hinweg großen Respekt verschafft.

Drückeberger beschimpft Nationalheld

Und diesen Heldenstatus bestreitet nun ausgerechnet ein Mann, der sich dem Dienst in Vietnam entzog mit Hinweis auf sein Studium und einen angeblichen Knochenabrieb im Fuß (Trump weiß heute nicht mehr, ob das links oder rechts war). Zuvor hatte der Unternehmer und TV-Entertainer den Senator bereits als “Dummy” beschimpft, der als einer der schlechtesten seines Jahrgangs die Marine-Akademie absolviert habe. Das war die Quittung für eine Bemerkung McCains bei einer Rede in Phoenix, Trump habe mit seinen Äußerungen über kriminelle Immigranten “die Verrückten angestachelt”.

Besagte Äußerungen standen ganz am Anfang von Trumps Wahlkampf, und sie sorgten dafür, dass der Wanna-Be-Kandidat sofort im Mittelpunkt der medialen Interesses stand. Während die seriösen Republikaner die Hispanics inzwischen umwerben, feuerte Trump bei der offiziellen Ankündigung seiner Kandidatur in New York City eine geharnischte Breitseite gegen die rasch wachsende Wählergruppe ab. “Wenn Mexiko seine Leute schickt, schicken sie nicht ihre Besten”, sagte Trump. “Sie schicken nicht euch. Sie schicken Leute, die viele Probleme haben und die diese Probleme mit zu uns bringen. Sie bringen Drogen. Sie bringen Verbrechen. Sie sind Vergewaltiger. Und einige, nehme ich an, sind gute Leute.”

Jeb Bush, der trotz der guten Umfragewerte für Trump weiterhin als Favorit für die Präsidentschaftsnominierung gilt und laut der Internet-Plattform RealClearPolitics im Schnitt aller Erhebungen weiterhin knapp führt, reagierte empört. “Hässliche Kommentare” dieser Art seien nicht repräsentativ für die republikanische Partei, sagte der Ex-Gouverneur von Florida, der mit einer Mexikanerin verheiratet ist und auf die Unterstützung großer Teile der hispanischen Wählerschaft baut.

Fernsehsender wie NBC und Univision sowie Ora TV, das dem mexikanischen Milliardär Carlos Slim gehört, kündigten Verträge unter anderem zur Ausstrahlung verschiedener Miss-Wahlen, die Trump organisiert. Die Kaufhauskette Macy’s beendet den Verkauf von Herrenhemden und -krawatten, die mit dem Logo des erfolgreichen Unternehmers angeboten werden. Amerikas beliebte Nascar-Autorennen werden sich nicht mehr von Trump sponsern lassen.

Doch es gab auch Republikaner, die Trump verteidigten. Der New Yorker Kongressabgeordnete Peter King erklärte, die Bemerkungen zu den Immigranten aus Mexiko seien “aus dem Kontext gerissen”. Und mitten in die Debatte platzte die Nachricht, dass in San Francisco ein Mexikaner, der bereits fünfmal abgeschoben worden war, mit einem willkürlich in eine Menschenmenge abgefeuertem Schuss eine Amerikanerin tödlich getroffen hatte. Das schien Trumps Kritik am viel zu toleranten Umgang der Regierung mit illegalen Einwanderern zu bestätigen. Seine Umfragewerte schossen in die Höhe. Dass die mexikanische Regierung gar keine Politik verfolgt, Straftäter oder Drogenabhängige in die USA zu schicken, wie es Trumps Behauptung nahelegt, ging in der erregten Auseinandersetzung unter.

Jetzt hat Trump mit seiner Attacke auf McCain das damalige Rezept wiederholt: Greife ein politisch inkorrektes Thema auf oder einen renommierten Republikaner an, sodass die Journalisten deine Mitbewerber nach ihrer Meinung dazu befragen werden, und schon sind dir die Schlagzeilen sicher! Dass McCain durchaus ein Kriegsheld sei, versicherten die Präsidentschaftskandidaten Walker, Rick Perry, Bobby Jindal, Ted Cruz und Mike Huckabee. Jeb Bush tweetete: “Schluss mit den verleumderischen Attacken. Senator McCain und alle Veteranen, vor allem POWs (Prisoners of War, Kriegsgefangene) verdienen unseren Respekt und Bewunderung.”

Eine erratische politische Entwicklung

Misslich für die Republikaner ist nicht, dass ein Außenseiter derzeit das Feld anführt. Viel schlimmer ist, dass es ein Kandidat ist, der mit den Hispanics auch die Wechselwähler in der Mitte verschreckt und als zutiefst unseriös gilt. Noch vor wenigen Jahren gehörte er zu den prominentesten Köpfen unter den “Birthers”, welche die Verschwörungstheorie verbreiteten, Obama sei in Wirklichkeit nicht auf Hawaii, sondern in Afrika geboren und damit kein “natural born Citizen” mit dem natürlichen Geburtsrecht, Präsident zu werden.

Trump, der einen von seinem Vater begründeten Immobilienkonzern übernahm und ausbaute, neigt in der Politik zur Wendigkeit. Er wechselte 1999 von den Republikanern zur Partei der Unabhängigen (Independent Party), ging von dort 2001 zu den Demokraten und kehrte 2009 zurück zu den Republikanern. Er spendete mehrfach für Hillary Clinton und beschenkte ihre Familienstiftung mit mindestens 100.000 Dollar, sagt nun aber, sie sei “die schlechteste Außenministerin in der Geschichte unserer Nation” gewesen.

Dafür weiß der von Obama einst als “Marktschreier” abgekanzelte Trump, wie man sich in Szene setzt. Für NBC erfand und moderierte er die Reality-Show “The Apprentice” (Der Lehrling), in der er unter ambitionierten Managern einen Kandidaten heraussuchte, der für ein Jahresgehalt von 250.000 Dollar eine seiner Firmen leiten sollte. In jeder Folge verabschiedete er einen glücklosen Bewerber mit den markigen Worten: “You’re fired!” Das wird Trump in absehbarer Zeit auch von den Republikanern zu hören bekommen. Bis dahin dürfte er weitere Schlagzeilen produzieren.

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