Wirr, egoman, rassistisch – so präsentiert sich der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump. Trotzdem führt er in Umfragen. Wie kann das sein?
Donald Trump will US-Präsident werden. Der Spott, den diese Nachricht auslöste, war groß in den USA. Kaum einer nahm den Immobilien-Milliardär mit dem fluffig-blonden Haarhelm ernst, als dieser am 16. Juli seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bekannt gab.
Wirr war schon die Bewerbungsrede von “MC Wahnsinn”. Und es wurde seither nicht besser. Egoman tritt Trump auf. Nach Aufmerksamkeit gierend. Rassistische Statements inklusive. Und er macht grobe Fehler, verhöhnt zum Beispiel Kriegsveteran John McCain. Auch sein Anwalt ist vor Entgleisungen nicht gefeit.
Trotzdem ist vielen Republikanern der Spott mittlerweile vergangen. Denn Trump liegt in Umfragen vor seinen Konkurrenten. Selbst politische Schwergewichte wie Jeb Bush oder Wisconsins Gouverneur Scott Walker lässt er hinter sich. Die Wahlplattform Real Clear Politics hat einen Durchschnittswert aus den aktuellsten Umfragen errechnet. Danach hat Trump 4,5 Prozentpunkte Vorsprung.
Die Ich-Maschine Donald Trump lehrt das republikanische Establishment das Fürchten. Wie kann das sein? Fünf Gründe für seinen Erfolg:
Trump, die Berühmtheit
Trump hat politisch nichts vorzuweisen. Außer seiner Bekanntheit. Doch die überstrahlt alle seine Kontrahenten um ein Vielfaches. Nur ein Prozent der US-Amerikaner hat noch nie etwas von ihm gehört. Deshalb verspricht Trump Quote. Amerika liebt seine Prominenten. Und so stürzen sich die US-Medien auf ihn. Vor allem die Medienberichterstattung ist es aber, die Kandidaten in dieser frühen Phase des US-Wahlkampfes zu besseren Umfragewerten verhilft.
Die Befragten nennen den Namen eines Kandidaten, weil er ihnen präsent ist, weil sie ihn kennen. Jeder Kandidat der Republikaner konnte nach der medienwirksamen Verkündigung seiner Bewerbung durchschnittlich acht Prozentpunkte Zuwachs bei den Umfragewerten verbuchen. Die weit überdurchschnittliche Frequenz der Berichterstattung über einen längeren Zeitraum hat auch zu einem weit überdurchschnittlichen Umfrageplus für den Kandidaten Trump geführt. Das wiederum hat mehr Berichterstattung in den Medien zur Folge. Es entsteht ein sich selbst verstärkender Effekt.
Trump, der Nicht-Politiker
Trump inszeniert sich immer und überall als einer, der nicht zum Washingtoner Polit-Klüngel gehört. Als Nicht-Politiker. Das ist bei vielen stramm konservativen Republikanern, vor allem auch innerhalb der Tea-Party-Bewegung, schon seit langem eines der wichtigsten Argumente für einen Kandidaten: Zum Politiker wählen wir nur jemanden, der kein Politiker ist. Für die, die sich von Politikern, egal ob Demokraten oder Republikaner, nicht mehr vertreten fühlen, die in eine innere Opposition zu allem getreten sind, was aus ihrer Sicht Mainstream ist, für die ist Donald Trump aktuell eine Alternative. Trump nennt diese Menschen selbst “die stille Mehrheit”. Diese habe genug davon, herumgeschubst und von dummen Menschen geführt zu werden.
Trump, der erfolgreiche Geschäftsmann
Dass er ein erfolgreicher Geschäftsmann sei, das betont Trump dagegen bei jeder Gelegenheit. Trump ist Immobilienmogul – der allerdings mehrmals in seiner Karriere Gläubigerschutz beantragen musste. Wie viel Geld er besitzt, ist nicht klar. Er selbst behauptet, es seien zehn Milliarden Dollar; das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt sein Vermögen dagegen auf vier Milliarden. Dennoch wird Trump von vielen Republikaner als einer wahrgenommen, der den Kapitalismus verstanden hat. Seinen Wahlkampf finanziert er selbst. In der für ihn typischen Selbstüberhöhung bezeichnet Trump sich als “der beste Job-Präsident, den Gott jemals erschaffen hat”. Vor allem bei jungen Wählern, die vor einem unsicheren Berufsleben stehen, scheint diese Botschaft zu verfangen, schreibt die konservative Washington Times. In der politischen Mitte der USA, da wo die Wirtschaftskrise und die wachsende Ungleichheit am stärksten spürbar sind, ist die Skepsis gegenüber den großmäuligen Ankündigungen Trumps allerdings groß. Dort wird er eher als Symptom der Krise wahrgenommen – und nicht als ihre Lösung.
Trump, der Mauernbauer
Trumps Feldzug gegen Immigration verhilft ihm zu vielen Stimmen. Er hat das Thema mit extremen, auch rassistischen Äußerungen zum Zentrum seiner Kampagne gemacht. Mexiko beispielsweise bringe den USA “Drogen, Verbrechen und Vergewaltiger”. Bei den Rechtsaußen in der Partei kommt er damit an. Und nicht nur bei denen: Einer Studie von CNN zufolge befürworten 63 Prozent der Republikaner die Abschiebung der elf Millionen illegalen Einwanderer, die in den USA leben. Und dann will Trump eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten – und die Mexikaner sollen dafür auch noch bezahlen. Aus der Republikanischen Partei wurde er für solche Aussagen bislang kaum kritisiert. Und das, obwohl die Latinos für den Wahlausgang in den USA eine immer wichtiger werdende Rolle spielen.
Trump, Erster unter vielen
Trotzdem würde Trump in den Umfragen im Moment nicht führen, gäbe es nicht so viele Kontrahenten. 15 Republikaner bewerben sich um die Präsidentschaftskandidatur. Aus denen sticht Trump im Moment heraus, auch aufgrund der Schwäche der anderen. Die Partei ist führungslos. Jeb Bush gilt zwar als Favorit, doch auch er hat es bislang nicht geschafft, einen Großteil der Republikaner hinter sich zu vereinen. Das Feld ist stark zersplittert, die Stimmen verteilen sich bei den Umfragen auf viele Köpfe. Mit knapp 20 Prozent ist da schon der Spitzenplatz drin. Doch damit ist noch nichts darüber ausgesagt, ob Trump auch signifikante Stimmenzuwächse verzeichnen kann, sobald sich das Feld lichtet. Kann einer wie Trump wirklich auch moderatere Republikaner für sich gewinnen? Frühere Umfragen lassen hier Zweifel aufkommen. 75 Prozent hatten damals angegeben, niemals für Trump stimmen zu können.
Trump erlebt im Moment einen vor allem von den Medien befeuerten Höhenflug. Doch dieser wird nicht anhalten. Jeder der Gründe, die im Moment noch für Trump sprechen, wird sich in einigen Wochen und Monaten als Problem für den Selbstdarsteller herausstellen. Die Geschichte vom politischen Aufstieg des Donald Trump, sie wird wohl bald um ein vorerst letztes Kapitel erweitert werden. Die Überschrift lautet: “Der Absturz”.
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