The Republican Field Is Ruled Over by a Clown

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Das Feld der Republikaner beherrscht ein Clown

Mit Donald Trump kommt ein frivoles Element in den republikanischen Wahlkampf. Alles dreht sich nur noch um ihn. Das ist gefährlich für die amerikanischen Konservativen. Hillary Clinton freut sich.

Selten ist die Eröffnungsdebatte eines republikanischen Präsidentschaftsrennens mit so viel Spannung erwartet worden wie diesmal. Das liegt vor allem an Multimilliardär Donald Trump, der in den Umfragen im zweistelligen Bereich vor dem zweitplatzierten Jeb Bush liegt und von dem niemand weiß, was man von ihm noch alles erwarten muss.

Mit jeder neuen Umfrage bekommt Trump weiteren Auftrieb und sein Abstand wird immer größer. In der TV-Debatte, an der heute nur zehn der 17 Bewerber teilnehmen dürfen, wird sich alles um den Immobilienunternehmer und Medienstar drehen.

Sowohl Politikanalysten als auch das republikanische Parteiestablishment haben große Probleme, sich einen Reim auf dieses Phänomen zu machen. Schließlich hat Trump lange Zeit viel Geld an die Clintons gespendet, wechselt seine politischen Positionen wie seine Hemden – wenn er überhaupt zu substanziellen Themen Stellung bezieht – und nimmt es mit der Wahrheit oft nicht so genau. Was finden die Leute unter diesen Umständen dann an ihm?

Trump – ein begnadeter Entertainer seiner selbst

Natürlich verfügt “The Donald” über einige Vorteile gegenüber anderen Kandidaten, die den klassischen Weg über die Niederungen der Politik genommen haben. Fast jeder kennt Trump als Investor und als Reality-TV-Celebrity, er muss sich nicht wie andere bemühen, als Gesicht und Name bekannt zu werden.

Er ist ein begnadeter Entertainer in einer Zeit, in der die amerikanische Politik immer mehr einem Showbetrieb ähnelt. Allerdings sind selbst altgediente Veteranen des Betriebs erstaunt, wie schnell es Trump gelungen ist, seine Ablehnungswerte in den Umfragen ins Positive zu wenden. Niemand kann sich erinnern, so etwas schon einmal erlebt zu haben.

Das Phänomen Trump ist Ausdruck eines tiefen Unbehagens bei den Amerikanern im Allgemeinen und den Republikanern im Besonderen. Das Land erlebt derzeit einen Aufstand gegen die alten Eliten in Wirtschaft und Politik. Immer mehr Amerikaner glauben, dass sie schlecht regiert werden und dass sich das Land auf einem falschem Kurs befindet.

Sie haben das Gefühl, dass sich die Eliten nur gegenseitig Pfründe und Privilegien zuschanzen und dass die Karten zum Nachteil der Mittelschicht “gezinkt” sind, wie die Linkspopulistin Elizabeth Warren sagt.

Obamas Kurs gegen die Republikaner

Auf der Linken findet die Anti-Eliten-Stimmung ihren Ausdruck in dem sozialistischen Kandidaten Bernie Sanders, der von einer Welle der Sympathie getragen wird und den Abstand zu Hillary Clinton weiter verringert. Auf der Rechten war lange nicht klar, wer in die Rolle des zornigen Volkstribuns schlüpfen würde, weil Rechtsaußen wie Rick Perry, Ted Cruz und Rick Santorum schon zu lange zum Betrieb gehören, um neue Begeisterung zu entfachen.

Und dann kam Trump, der seine Kampagne mit krassen Bemerkungen über illegale Einwanderer aus dem Süden startete und sich so als Vehikel für den Protest der republikanischen Basis gegen das Parteiestablishment anbot.

Viele Republikaner sind enttäuscht von ihrer Führung. Nach dem Sieg bei den Zwischenwahlen im vergangenen November haben sie erwartet, dass die Partei mit ihrer komfortablen Kongressmehrheit vieles von der ungeliebten Politik Barack Obamas zurücknehmen würde. Das war zwar nie eine realistische Erwartung, schließlich gibt die Verfassung dem Präsidenten ein Vetorecht gegen Beschlüsse des Kongresses.

Die Furcht vor dem Establishment

Aber Obama hat die Republikaner in den vergangenen Monaten zusätzlich vorgeführt, indem er seine exekutiven Befugnisse bis an den Rand des Zulässigen ausgedehnt hat, um in Sachen Einwanderung oder nun beim Klimaschutz linke Politik am Parlament vorbeizumachen.

Gerade die Einwanderung, die Trump zu seinem Markenzeichen gemacht hat, ist ein wunder Punkt für viele Republikaner. Das konservative weiße Amerika hat das Gefühl, immer mehr an Boden zu verlieren. Die Welle der lateinamerikanischen Einwanderer landet inzwischen nicht mehr nur in den Grenzregionen und in Kalifornien an, sondern im Kernland dessen, was einmal die Südstaatenkonföderation ausmachte – im wichtigsten Wählerreservoir der Republikaner also.

Selbst ländliche, traditionell weiß dominierte Regionen werden bunter, und damit steigt die Angst der Weißen, ihre bestimmende Rolle im Land zu verlieren. Viele haben das Gefühl, die Einwanderungsgesetze werden gar nicht mehr durchgesetzt und Obamas Amnestie für illegale Einwanderer ziele letztlich darauf ab, die demografischen Trends hin zu einem bunteren Amerika noch zu beschleunigen.

Gleichzeitig versuchen republikanische Establishmentkandidaten wie Jeb Bush stärker auf die hispanische Minderheit zuzugehen, um die Partei in Zukunft mehrheitsfähig zu halten. Die Zustimmung für Trump wird so zu einem Akt des Widerstands des von Verlustängsten getriebenen und alternden weißen Amerikas auch gegen die republikanische Führung.

Die Parteigranden setzen darauf, dass die Trump-Sause irgendwann wieder zu Ende gehen wird. Vor genau vier Jahren etwa lag Rick Perry als Kandidat mit über 30 Prozent in den Umfragen vorn, bevor er weit abstürzte (Trump kommt in einem weit größeren Bewerberfeld im Moment im Mittel auf 23 Prozent).

Derzeit hilft der Rabaukenmilliardär vor allem dem moderaten Jeb Bush, weil er Stimmen von anderen rechtspopulistischen Kandidaten abzieht. Bush hat sich deshalb wohlweislich aus den Auseinandersetzungen mit Trump herausgehalten. Er will ihn einfach aussitzen.

Allerdings schadet Trumps anhaltender Höhenflug der republikanischen Partei. Denn nun ist ein Wettbewerb unter den Kandidaten entbrannt, so wie Trump mit möglichst krassen Aussagen für Aufmerksamkeit zu sorgen. Je länger diese Zeit der Politclowns währt, desto mehr wird die republikanische Partei als eine Ansammlung von Extremisten gesehen werden, die für unabhängige Wähler in der Mitte nicht wählbar ist.

Trotz seines derzeitigen Umfragehochs ist es zwar schwer vorstellbar, dass Trump wirklich zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten gekürt wird. Aber eine lange von Trump beherrschte Vorwahlperiode ist genau das, was sich die Demokraten wünschen. Anhaltender Unernst bei den Republikanern macht es nämlich immer wahrscheinlicher, dass der nächste Präsident oder die nächste Präsidentin ebenfalls aus der demokratischen Partei kommt.

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