Paranoid Warfare

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Paranoide Kriegsführung

Von René Heilig: über die Einordnung von Journalisten durch das US-Militär

12.08.2015

Das »Law of War Manual« ist 1176 Seiten dick und soll so etwas wie ein Handbuch für Kriegsvölkerrecht sein. Herausgeber ist das Pentagon in Washington. Auf 81 Seiten sind Personengruppen definiert, die der gemeine US-Soldat so treffen kann. Man sollte es lesen, bevor man einem derart geschulten Uniformierten begegnet. Gerade als Journalist. Das sind nämlich laut Handbuch »unprivileged belligerents«, also Kriegsteilnehmer, denen man keine besonderen Rechte zugestehen muss. Was einen Medienmenschen aus US-Sicht nicht schützenswerter macht als einen Taliban oder einen sonstigen sogenannten irregulären Kämpfer.

So gesehen ist jede Verfolgung wegen angeblichen Landesverrats hierzulande geradezu harmlos – wenngleich von den gleichen Motiven gesteuert. Aus Sicht der US-Militärs wie der geheimdienstlichen Anzeigenerstatter in Köln ist Öffentlichkeit nur eine Fehlfunktion im System der erwünschten Demokratie. Forderungen nach Transparenz sind Teufelswerk. Jeder Vertreter der Öffentlichkeit, der nicht die gewünschten (oder noch besser: die vorgefertigten) Medienberichte ungeprüft weitergibt, ist verdächtig, ein Spion zu sein.

Im Vorwort heißt es: Das Kriegsrecht ist ein Teil dessen, was wir sind. Das ist wahr – und mit einem Wort zu erklären: paranoid.

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