Der US-Immobilienmogul Donald Trump hat den Republikanern die Treue geschworen. Er will nicht als Unabhängiger gegen sie antreten, falls er die Vorwahlen verliert. Seine Präsidentschaftskandidatur ist nun kein Witz mehr.
Donald Trump ist und bleibt die schrillste Attraktion des US-Präsidentschaftswahlkampfs. Das zeigt sich auch an diesem Dienstag: Da hat der großmäulige Immobilienmogul zur Pressekonferenz in – wo sonst? – seinem Trump Tower gerufen. Besser gesagt: zur Audienz.
Im kitschig-goldenen Atrium des Wolkenkratzers an der Fifth Avenue haben sie ein Podium auf den Marmorboden gerückt: “TRUMP: Making America Great Again!” Die vier Reihen Gestühl für die Medien sind aber viel zu wenig: Aberdutzende Reporter balgen sich darum, während sich gaffende Touristen an der lauten Szene vorbeischieben und Selfies posten. Andere hängen über die Balustrade des Zwischengeschosses.
Offizieller Anlass: Trump, der seit seinem Einstieg ins Rennen alle – wenn auch oft fragwürdigen – Umfragen unter den US-Republikanern anführt, hat nach langem Kokettieren endlich einen “pledge of allegiance” an die Partei unterzeichnet. Darin gibt er sein Ehrenwort, sollte er die Vorwahlen verlieren, dann nicht aus Rache als unabhängiger Kandidat anzutreten – was die Konservativen wohl das Weiße Haus kosten würde.
Republikaner-Chef Reince Priebus, dem Trumps maßlose, nationalistisch-rassistisch-ausländerfeindlich gefärbte Kandidatur Angst macht, ist eigens aus Washington angereist, um im Privatbüro des Multimillionärs im 26. Stock vorzusprechen. Danach verschwindet Priebus schnell wieder durch einen Seiteneingang. Es soll ja nicht so aussehen, als bevorzuge er einen Republikaner vor den anderen.
Zu Unrecht verlachte Kandidatur
Der Treueschwur ist aber mehr als nur eine Formalität. Er ist, wie alles bei dieser zu Unrecht verlachten Kandidatur, ein cleverer strategischer Schritt Trumps, der ihn vom Outsider zum Insider adelt. Ohne den Bund mit dem Parteiapparat käme er in manchen US-Bundesstaaten nämlich gar nicht auf den Vorwahlzettel.
Mit anderen Worten: Ab jetzt meint es Trump wirklich ernst – und ist entsprechend ernst zu nehmen.
Mit großem narzisstischen Hype ist der Moment denn auch inszeniert. Hinter dem Podium hat die Regie eine Gruppe Claquere mit Schildern ausgestattet: “Die schweigende Mehrheit unterstützt Trump.”
Das ist eine Anspielung auf Trumps Behauptung, Amerika werde von Minderheiten terrorisiert. In der Menge findet sich nicht ein schwarzes Gesicht. Die einzigen Afroamerikaner sind ein paar Reporter – und ein livrierter Trump-Diener mit weißen Handschuhen, der umherhuscht.
“Ich habe den Schwur unterschrieben!”, triumphiert Trump, als er ans Mikrofon tritt. Sein Orang-Utan-farbiges Haar glitzert, seine Poren sind mit Make-Up verklebt. Einen Moment herrscht ratlose Stille. Erst dann brüllt ein Trump-Helfer “Yeah!”, und der Jubel brandet brav.
Trump hält eine Urkunde hoch: “Schwur” steht groß darauf, tatsächlich, darunter mit fettem Filzstift seine Unterschrift und die von Priebus. Er habe sich der Partei verpflichtet “und den konservativen Prinzipien, für die sie steht”, fügt der in dritter Ehe verheiratete Ex-Bankrotteur hinzu. Von 2001 bis 2009 hatte er noch den Demokraten angehört.
Den Reportern sind solche Widersprüche freilich egal. Sie ringen darum, von Trump – und den eigenen Kameras – als Fragesteller anerkannt zu werden, ihre Hände schießen hoch, ihre Stimmen kreischen durchs Atrium. Vielleicht schafft es einer ja, Trump so weit zu provozieren, dass der ihn aus dem Saal werfen lässt wie neulich den prominenten Latino-Anchorman Jorge Ramos, der dadurch weltberühmt wurde.
So weit kommt es nicht. Trump gibt sich gütig, lobt die aufgefönten TV-Köpfe, lässt einmal sogar Grüße ausrichten an “Rosanna und Gray, gute Leute”. Statt dessen nutzt er die Reporter mit ihren belanglosen Fragen als Stichwortgeber für endloses Eigenlob – und seine Tiraden gegen China, Mexiko, Japan, alle “Loser”. Und dennoch: “Ich liebe die Latinos. Tausende von ihnen arbeiten für mich. Sie lieben mich auch!”
Sticheleien gegen Bush und Clinton
Trump redet sich warm. In einem einzigen Satz erwähnt er seine Grenzmauer zu Mexiko (“mit einer großen, fetten Tür”), Obamacare, Hillary Clinton (“schlechteste Außenministerin der Geschichte”), das Militär (“marode”), den Iran-Atomdeal (“desaströs”) und den in einen Skandal verwickelten Footballer Tom Brady (“ein Freund von mir”).
Besonders piesakt er den Parteirivalen Jeb Bush, der mit einer Latina verheiratet ist und, auch um die unverzichtbaren Latino-Wähler zu ködern, gern Spanisch redet: “Wir sind eine Nation, die Englisch spricht”, weist er ihn unter regem Applaus zurecht. Ach, der arme Bush, sollte er doch mal siegen und verliere jetzt nur noch: “So traurig”, mokiert sich Trump voller Genuss. “So wenig Energie.”
Ernster nimmt er dagegen offenbar die – im Scherz? – angekündigten Präsidentschaftsambitionen des Rappers Kanye West: “Er liebt Trump”, grölt er. “Aber in ein paar Jahren werde ich gegen ihn kandidieren.”
Am Ende holt er einen kleinen, verlegenen Herrn aus der Jubelkulisse und stellt ihn vor. Es handelt sich um Zulkifli Hasan, den Sprecher des Abgeordnetenhauses von Indonesien. “Er ist hier, um mich zu sehen”, prahlt Trump und wendet sich an den etwas verstörten Politiker: “Lieben die Leute in Indonesien mich auch?”
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