Crusaders and Pillow Fights

<--

Kreuzritter und Kissenschlachten

Die Gewalt – oft dazu noch im Namen Gottes – hat in den USA längst in der Mitte der Gesellschaft Einzug gehalten.

05.09.2015 | 18:28 | Thomas Vieregge (Die Presse)

Waffenfreunde in den USA, im „Bibelgürtel“, landläufig auch als God’s Own Country bekannt, halten sich eher ans Alte Testament und das Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Nur so ist zu verstehen, dass nun ein Sturmgewehr namens Crusader (Kreuzritter) auf dem US-Markt ist, versehen mit eingraviertem Kreuz und dem Bibelvers „Gepriesen sei der Herr, mein Fels, der meine Hände unterweist zum Kampf, meine Finger zum Krieg“.

Passé ist in dem vielerorts schwelenden Kulturkampf die Ironie, als Folksänger Woody Guthrie zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs auf seine Gitarre das Etikett „This Machine Kills Fascists“ klebte. Waffenunkultur und Brutalisierung greifen um sich. Selbst an der US-Militärkademie West Point, der Kaderschmiede der Nation, artete die alljährliche Polsterschlacht – eine Tradition nach harten Trainingswochen – zur wahren Schlacht im Schlafsaal aus. In die Kissen hatten manche Novizen Stahlhelme gestopft, und so holten sich viele blutige Nasen, Gehirnerschütterungen und andere Blessuren.

Die Gewalt – oft dazu noch im Namen Gottes – hat in den USA längst in der Mitte der Gesellschaft Einzug gehalten.

(“Die Presse”, Print-Ausgabe, 06.09.2015)

About this publication