• Hohe Strafen für Autobauer in den Vereinigten Staaten: Toyota musste zuletzt 1,2 Milliarden Dollar Strafe zahlen, GM 900 Millionen Dollar.
• Außerdem muss Volkswagen mit einem Imageschaden rechnen.
Juristische Probleme in Europa, sagen sie in der Autoindustrie, sind unangenehm. Aber sie lassen sich irgendwie lösen. In den USA laufen die Dinge anders. Ganz anders. Es beginnt mit den möglichen Strafen: Bis zu 18 Milliarden Dollar könnte VW der Betrugsskandal kosten, dazu kämen Rückrufkosten sowie mögliche Regressansprüche von enttäuschten Kunden und Aktionären. Also: weitere Milliarden.
Doch dabei bleibt es nicht. Autobauer, die sich mit amerikanischen Behörden anlegen, bekommen nicht nur saftige Strafen, sondern auch sehr unangenehme Befragungen – und die dazugehörigen Bilder.
Akio Toyoda, der Chef des japanischen Autobauers Toyota, musste Anfang 2010 eine Anhörung im US-Kongress über sich ergehen lassen, die sich Manager lieber ersparen. Toyota musste damals Millionen Autos wegen klemmender Fußmatten und Gaspedale zurückrufen; es gab Tote in den USA. Sieben Stunden dauerte die Anhörung, und Beobachter meinten später, der Japaner sei regelrecht “gegrillt” worden. Vorwürfe, Anschuldigungen, harte Worte – am Ende der Kotau. Er sei “nicht perfekt”, sagte Toyoda, und Toyota auch nicht.
Am Ende zahlte sein Konzern 1,2 Milliarden Dollar Strafe für seine folgenschwere Pannenserie. Viel schlimmer aber waren die Kongress-Bilder des Konzernchefs und die Worte des US-Justizministers, der das Verhalten des Autobauers als “schändlich” bezeichnete.
“Das amerikanische Volk verdient Antworten”
Wenn die Fußmatten-Affäre von Toyota schon für so viel Aufregung in den USA sorgte, was wird dann erst aus dem Skandal um manipulierte Software bei VW? Denn so viel ist klar: Der Fall VW wird auch einen Ausschuss des US-Kongresses beschäftigen, wie zwei US-Politiker ankündigten. “Das amerikanische Volk verdient Antworten und Zusicherungen, dass dies nicht wieder passiert”, heißt es in Washington.
Dazu passt, dass der Fall laut US-Medien auch strafrechtliche Folgen haben wird. So soll das US-Justizministerium ermitteln, ob dem Konzern kriminelle Machenschaften vorzuwerfen seien, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Sogar die Regierung schaltete sich ein: Man sei “ziemlich besorgt” über das Verhalten von VW, so ein Sprecher von Präsident Obama. Es sei aber Aufgabe der Umweltbehörde, ihre Regelungen durchzusetzen und Ermittlungen anzustoßen.
Eigentlich wollte Volkswagen in den USA wachsen
Längst geht es also nicht mehr um die große VW-Frage der vergangenen Jahre, die den Konzern so lange beschäftigte: Wie kann VW auf dem chronisch schwachen US-Markt weiter wachsen, wie bloß raus aus der Absatzschwäche? Jetzt muss man vermeiden, dass der Konzern in den USA komplett in die Bedeutungslosigkeit fällt.
Toyota, VW – von Managern ausländischer Autokonzerne hört man oft, dass es die Amerikaner besonders auf nicht-amerikanische Unternehmen abgesehen hätten. Der Kampf um Marktanteile sei eben brutal. Dagegen spricht der Fall General Motors: Die Opel-Mutter war zuletzt in einen Skandal um defekte Zündschlösser verwickelt; nach einem Vergleich musste der Autoriese Strafe zahlen. Allerdings: Es ging dabei nicht um Milliardenzahlungen, sondern um 900 Millionen Dollar.
Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hatte dem heimischen Hersteller vorgeworden, defekte Zündschlösser zu spät gemeldet zu haben. GM musste deshalb weltweit 2,6 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten rufen. Diskutiert wurde außerdem über die Einrichtung eines Entschädigungsfonds für Opfer und Hinterbliebene. Immerhin werden von staatlichen Stellen 124 Todesfälle mit dem Zündschlossskandal in Verbindung gebracht
Auch hier wollten Politiker mehr wissen über die technischen Probleme. GM-Chefin Mary Barra musste sich von Abgeordneten bei einer Kongressanhörung in Washington befragen lassen. Dort wollte man wissen, wie es sein konnte, dass ein gefährlicher Defekt mehr als zehn Jahre lang nicht behoben wurde. Barra, Toyoda – Beispiele, die zeigen, dass es die Amerikaner ernst meinen.
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