Does the US Deserve Donald Trump?

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Haben die USA Trump verdient?

Von JÖRG THADEUSZ

11. DEZEMBER 2015

Einzelne US-Amerikaner können wahrscheinlich kaum glauben, in welche Situation sie Donald Trump gebracht hat. Nehmen wir Dick Cheney. Zuletzt Vizepräsident unter George W. Bush. Aus der Sicht liberaler Amerikaner ein unbelehrbarer Einbrockungsspezialist. Denn Dick Cheney möchte bis heute nicht einsehen, was für ein Fehler es war, 2003 für den Irak-Krieg regierungsamtlich zu lügen.

Üblicherweise benetzen sich linke US-Demokraten weihwasserartig mit ein paar Spritzern entkoffeiniertem Sojalatte, wenn Cheney irgendwo aufscheint. Plötzlich gibt es eine Schnittmenge: durch die menschgewordene Unfrisur Trump. Auch Cheney findet den „extremistisch“. Oder Bill O’Reilly. Moderator des konservativen Senders Fox, 65 Jahre alt. Er nennt sich selbst einen „tough guy“. Würde die Fraktionschefin der Grünen, Katrin Göring-Eckhardt, gezwungen zwölf Stunden O’Reilly am Stück zu gucken, dann müsste sie anschließend beatmet werden. So oft wäre ihr vor Empörung die Luft weggeblieben. Im jüngsten Interview mit Trump fand sich aber eben dieser O’Reilly als Stimme der Vernunft wieder. Mit seinem Vorschlag, keine Muslime mehr in die USA einreisen zu lassen, schade er dem Land und damit den Leuten, ermahnte der ultrakonservative Moderator den bizarr-rechten Millionär.

Figuren wie O’Reilly machen übrigens einen der Unterschiede zwischen der deutschen und der amerikanischen Medienöffentlichkeit. O’Reilly ist jedem Interviewten ein scharfer Befrager. Auch denjenigen, denen er als privater Rechtsausleger durchaus zustimmt. Viele meiner Kollegen in den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern, die in ihrer großen Mehrheit politisch eher links stehen, interviewen dagegen den Jan van Aken, als wäre er Mahatma Gandhis Neffe, statt nur Politiker der Linken.

Hillary Clinton hat sich Trump verdient. Sie musste schließlich schon viel Schlimmes aushalten. Alles wäre viel schwerer für sie, wenn die Republikaner einen ernstzunehmenden Konkurrenten gefunden hätten. Jemand, den Frauen mögen und spanischsprachige Einwanderer nicht als bedrohend empfinden müssen. Stattdessen hat sich in dieser Woche ein Führer des Ku-Klux-Klans zu Wort gemeldet. Mit Zweifeln. Ob sich denn die Rassisten des Landes wirklich darauf verlassen können, dass Trump seine Hetzreden im Regierungsamt wahr macht.

Wenn alle wirklich alles sagen dürfen, dann passiert auch ein Donald Trump. Wenn mit Pluralität nicht nur gemeint ist, dass sich neben den Gewerkschaften auch noch gewerkschaftsnahe Sozialverbände zu einem Sachverhalt äußern, sondern auch die Ekelpakete den Mund richtig weit aufreißen können. In den USA haben es schon zwielichtige Naturen wie Richard Nixon bis ins Weiße Haus geschafft. J Edgar Hoover war 48 Jahre lang Chef des FBI und hatte dabei nicht unbedingt einen kleineren Knall als Trump. Wie alle anderen Problemkinder dieses großen Landes zwischen Atlantik und Pazifik, waren auch Nixon und Hoover letztlich schwächer, als das, was die USA ausmacht. Die Idee der Demokratie. Zu der die Souveränität und Selbstsicherheit gehören, mit der sich die Mehrheit der US-Amerikaner diese Form des Zusammenlebens seit dem 18. Jahrhundert ununterbrochen verdient.

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