Die Entscheidung fällt am 8. November, doch das Ergebnis kann man sich schon jetzt leicht ausrechnen. Diese Faktoren bestimmen, warum Hillary Clinton beste Chancen auf das Präsidentschaftsamt hat.
Hillary Clinton gewinnt. Wenn sie sich in den parteiinternen Vorwahlen gegen ihren Konkurrenten Bernie Sanders durchsetzt, ist sie die nächste US-Präsidentin. Zwar wird erst am 8. November entschieden. Aber viele Parameter und die politische Mathematik sprechen bereits heute für Clintons Sieg.
1. Die Wahlleute
Hillary Clinton führt bereits jetzt mit 217 zu 191 Stimmen im Kollegium der Wahlleute, dem Electoral College. Nicht offiziell, aber politisch verlässlich gerechnet. Sie braucht 270 Stimmen. Im Electoral College sitzen 538 Wahlleute, die nach einem bestimmten Schlüssel aus den Bundesstaaten kommen. In 48 Bundesstaaten gilt das Winner-take-all-Prinzip, nach dem der Kandidat, der dort am 8. November die Mehrheit bekommt, alle Wahlleute auf sich vereinigt; in Nebraska und Maine sind Stimmaufteilungen möglich. “Blaue” Staaten wie Kalifornien (55 Wahlleute), New York (29) oder Illinois (20) gelten als sicheres Demokraten-Terrain. “Rote Staaten” wie Texas (38), Georgia (16) oder Arizona (elf) sind Bastionen der Republikaner. Aber sie bringen, nach konservativer Schätzung, nur 191 Stimmen auf die Waagschale. Entscheiden wird sich das Rennen daher über die 130 Wahlleute aus “Swingstates” wie Florida (29), Pennsylvania (20) oder Ohio (18).
Szenarien: Sollte Donald Trump (Link: http://www.welt.de/themen/donald-trump) Kandidat der “Grand Old Party” werden, könnte New York aus Verbundenheit zum Landsmann die traditionelle Parteibindung aufkündigen und (erstmals seit 1984) wieder republikanisch wählen. Hingegen wäre der wichtige Swingstate Florida mit Trump kaum zu holen, und “sichere Republikaner-Staaten” würden wackeln. Sollten die Republikaner mit einem floridianischen Kandidaten (Marco Rubio oder Jeb Bush) und Ohios Gouverneur John Kasich als seinem Vize Florida und Ohio holen, kämen sie auf 238 Stimmen. Dann fehlten aber immer noch 32 Wahlleute.
2. Die Minderheiten
1996 waren 80 Prozent der wahlberechtigten Amerikaner weiß. Hispanics, Schwarze und Asiaten kamen auf 20 Prozent. Inzwischen stellen die Weißen 70 Prozent und die Minderheiten 30 Prozent. Damit ist die wichtigste Zielgruppe der Republikaner um zehn Prozentpunkte geschrumpft und die der Demokraten im gleichen Umfang gewachsen. Selbst wenn die Republikaner mit Marco Rubio oder Ted Cruz antreten, die beide Kuba-stämmig sind, ändert dies wenig. Denn zwar bilden Hispanics die größte Minderheit, aber sie leben vor allem in “sicheren” Staaten der Demokraten (Kalifornien, New York) oder der Republikaner (New Mexico, Texas) und verändern darum das Gesamtergebnis kaum. Entscheidend sind vielmehr die Schwarzen. 2012 stellten sie 12,5 Prozent der Wahlberechtigten (Hispanics 10,8 Prozent). Von ihnen gingen 66,2 Prozent zur Wahl (Hispanics 49,9 Prozent, Weiße 64,1 Prozent). 93 Prozent der Schwarzen wählten Obama. Selbst wenn ohne einen schwarzen Kandidaten ihre Beteiligung auf den Wert von 2004 (60 Prozent) und ihre Parteipräferenz auf den Vor-Obama-Wert zurückgeht (88 Prozent), spricht dies gegen die Republikaner.
3. Die Frauen
Es sei dahingestellt, ob Ex-Außenministerin Madeleine Albright recht hat mit ihrer seit zehn Jahren zelebrierten Behauptung: “In der Hölle gibt es einen speziellen Platz für Frauen, die nicht anderen Frauen helfen.” In jedem Fall lässt sich der Einfluss von Frauen auf die Präsidentschaftswahl kaum überschätzen. 2008 stellten sie mit 53 Prozent, 2012 gar mit 54 Prozent die Mehrheit der Wählerschaft. Frauen tendieren stärker als Männer zu den Demokraten. 2008 votierten 49 Prozent der Männer für Obama und 48 Prozent für den Republikaner John McCain. Bei den Frauen betrug das Verhältnis 56 zu 43 Prozent. Sollte im November eine Frau auf dem Wahlzettel stehen, dürfte sich diese Trend eher verstärken.
4. Microtargeting
Neben Ethnien oder Geschlecht gibt es unzählige Kleinstgruppen. Die “Soccer Moms”, die sich um die Familie, den Sport der Kinder und meist ihren Job kümmern. Es gibt “vegane Jungwähler” und unternehmerisch aktive “High School Moguls”. Es gibt Bibliophile, Homosexuelle, Fettleibige, mittelständische Zweit-Haus-Käufer und Tattoo-Träger. Und es gibt Quersummen. Das Konzept, über “Microtargeting” ihre Befindlichkeiten zu erkunden, ist alt. Der Republikaner Karl Rove perfektionierte es 2004. Die Idee: Wer eine Ein-Prozent-Minderheit zu seiner Klientel addiert, kann siegen. Heute ist Mark Penn führender Microtargeting-Experte. Er beriet 2008 Hillary Clinton. Sie verlor, weil Obama nicht Kleingruppen faszinierte, sondern ein Macrotrend war. Ein solcher Kandidat ist diesmal nicht in Sicht. Penn, der Guru der kleinen Dinge, berät wieder Hillary Clinton.
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