Nur keine Panik
von Konrad Ege
02.03.2016
US-Vorwahlen Nach den Erfolgen am Super Tuesday ist Donald Trump als Kandidat der Republikaner kaum mehr aufzuhalten. Doch seine aggressive Strategie ist nicht mehrheitsfähig
Wenn Trump hetzt, kommt das offenbar an bei seinen Leuten
Bei den Republikanern ist Donald Trump nach seinem Erfolg am Super Tuesday klar auf dem Vormarsch, auch wenn seine Rivalen noch nicht aufgeben. In einigen US-Medien wird vor der Gefahr für die Demokratie gewarnt, die von dem autoritären Milliardär ausgehe. Der Spaß hat aufgehört. Keine Scherze mehr über seine orangefarbenen Haare. Wenn Trump hetzt, und er hetzt viel, ist das hässlich, doch es kommt offenbar an bei seinen Leuten. Wenn er sagt, er würde einem Protestierenden am liebsten ins Gesicht schlagen, lachen und klatschen die Fans.
Ein Kommentar in der New York Times spricht von Trump als „modernem Mussolini“. Und mit Blick über den Atlantik, wo man entsetzt sei über Trump: „Wie Europa weiß, können Demokratien sterben. Oft sind sie die Geburtshelfer ihres eigenen Untergangs.“ Ein Anti-Trump-Editorial der Washington Post vom Super-Dienstag warnt, man müsse nicht einmal auf Adolf Hitler zurückblicken als „berühmtestes Beispiel der Geschichte“, um zu verstehen, dass „autoritäre Herrscher durch Wahlen an die Macht kommen“. Beispiele seien Erdoğan in der Türkei und Chávez in Venezuela.
Dabei ist Trump ein uramerikanisches Phänomen, denn rechte Demagogen haben Tradition in den USA. Der Name Sarah Palin fällt ein, ihr Gerede vom „wahren Amerika“. Der Ku-Klux-Klan war einmal ein Massenphänomen. Wie groß war die weiße Hetze gegen die Bürgerrechtsbewegung. Rassismus stand in den USA oft im Zentrum rechter Demagogie. Schwarze, Mexikaner, seit 9/11 die Muslime. Die moderne Tea Party kam zusammen als Protest gegen einen schwarzen Präsidenten. Trump war damals Wortführer der These, Barack Obama habe keine US-Geburtsurkunde.
Bei den Republikanern versammeln sich 2016 weiße Bürger, die sehnsüchtig auf vermeintlich gute alte Zeiten blicken und Frust im Bauch haben, weil Amerika nicht mehr funktioniere für sie. Was auch stimmt, wenn man aus der Arbeiterschicht kommt und eigentlich ein Verlierer ist in der Welt Donald Trumps. Der verspricht Erlösung im Stil eines Fernsehpredigers, angereichert mit Gewaltdrohungen gegen die Anderen und Andersdenkenden. Man muss Trumps Ergebnisse am Super-Dienstag einordnen, die Beteiligung bei Vorwahlen ist niedrig. Der Bewerber kam in keinem Bundesstaat auf mehr als 50 Prozent. Massenbewegungen sehen anders aus.
Der Demagoge ist gefährlich, doch bei den Hauptwahlen nicht mehrheitsfähig, wenn die Demokraten und das progressive Amerika ihre Leute aktivieren. Das erscheint durchaus machbar gegen einen Mann, zu dem die Adjektive rassistisch und sexistisch passen wie der Handschuh zur Hand, der kaum ein Programm artikuliert außer sich selber: das Programm vom starken Mann. Und natürlich das von der Grenzmauer. Gegen die Demokraten im November reicht Trumps weiße Vorwahlstrategie nicht. Beinahe ein Drittel der Wahlberechtigten sind Afroamerikaner, Latinos und Bürger asiatischer Herkunft. Und viele Weiße sind tolerante Menschen.
Auf demokratischer Seite hat Hillary Clinton am 1. März deutlich mehr Delegierte gesammelt als Bernie Sanders. Der tat sich besonders in den Vorwahlstaaten im Süden schwer, wo Afroamerikaner die Mehrheit der demokratischen Vorwähler stellen. Vorbei sei das noch lange nicht, beteuern Bernies Leute. Erst in 15 der 50 Staaten hätten die Wähler abgestimmt, sagt Sanders selbst. Auch wenn Clinton bei ihrer Rhetorik angeblich bereits umschaltet und sich mehr an ihren möglichen republikanischen Kontrahenten im November hält.
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