Comeback of the ‘Good Yanquis’ South of the Rio Grande

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So locker wie während seiner Lateinamerika-Reise hat sich Barack Obama lang nicht mehr gezeigt. So, als wäre zehn Monate vor Ende seiner Ära alle Spannung von ihm abgefallen, als hätte er das Wahlkampfgedröhne, die Polemik und harsche Kritik an seiner Nahost-Politik in Washington zurückgelassen, gab sich der Präsident in Havanna und Buenos Aires von seiner jovialen Seite, als guter Yankee – und als Kontrastprogramm zu Dampfplauderern à la Donald Trump oder zu Außenpolitikfalken wie Ted Cruz.

Die Galionsfigur des „guten Amerika“, die sich immer stärker im bitteren innenpolitischen Kleinkrieg aufgerieben und die viel an Glanz verloren hatte, erlebte ein Comeback. Ob beim Baseball in Kuba oder – ein wenig hüftsteif – beim Tango in Argentinien: Barack Obama machte nicht nur bei Treffen mit so unterschiedlichen Amtskollegen wie Raúl Castro und Mauricio Macri gute Figur, er korrigierte nebenbei auch gravierende Fehler der US-Außenpolitik in Südamerika, die den „Gringos“ vom Rio Grande bis zum Rio de la Plata ein arrogantes und mithin negatives Image eintrugen.

Obamas Ouvertüre in Havanna, als er die Balance zwischen diplomatischer Kritik am Regime und Inspiration für die Kubaner fand und dabei den richtigen Ton traf, brachte ihm im Rest des Kontinents die nötige Glaubwürdigkeit ein – trotz einer Tirade von Nicolás Maduro, dem wirren Präsidenten Venezuelas. Der Trip nach Havanna sicherte Obama zudem einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Dass er nach den Animositäten Cristina Kirchners gegenüber Washington in Argentinien neue Freundschaften knüpfte, dass er die Verstrickung der US-Regierung in den Putsch eingestand, war ein kluger Schachzug. Im Hinterhof Amerikas war Barack Obama mehr Glück beschieden als im komplexen Nahost-Geflecht. In Havanna und erst recht in Buenos Aires bestätigte sich ein US-Diktum: „It takes two to tango.“

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