Frankenstein’s Fascism

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Frankensteins Faschismus

Von Daniel Haufler

20 Mai 2016

Frankenstein’s Fascism

By Daniel Haufler

Eigentlich sollte dieses Trauerspiel linke und liberale Amerikaner amüsieren. In nicht einmal neun Monaten hat der US-Milliardär und Großschwätzer Donald Trump die Republikanische Partei gedemütigt wie kein Politiker vor ihm. Er hat sie inhaltlich entkernt, ihre respektablen Protagonisten entweder beleidigt oder schlicht ignoriert und nun dazu gezwungen, ihm als Bannerträger zu huldigen…

Damit auch nichts schiefgeht, werden seine Leute seinen Nominierungsparteitag so pompös und bombastisch gestalten, dass sich so manch ernst zu nehmender konservativer Republikaner fragen wird, wohin er da geraten ist.

Wer jetzt jedoch einen zumindest kleinen Aufstand der anständigen Konservativen gegen Trump erwartet hat, der sieht sich getäuscht. Lediglich Mitt Romney, vor vier Jahren in einem harten, aber von politischen Ideen geprägten Wahlkampf gegen Präsident Barack Obama unterlegen, stellte sich offen gegen den Milliardär und versuchte sogar bis vor Kurzem, einen unabhängigen Gegenkandidaten zu finden.

Und da wären noch die Bushs. Der alte Parteiadel. Vater George W. H. Bush, der 41. US-Präsident, Sohn George W., der 43. Präsident, und Jeb, der einst erfolgreiche Gouverneur von Florida und von Trump geschlagene Präsidentschaftsbewerber – sie und ihre Familien, die über 20 Jahre wesentlichen Einfluss auf die Politik der Republikaner hatten, werden dem Nominierungsparteitag fern bleiben. Das war es. Mehr Widerstand in der Partei muss Trump nicht fürchten.

Lediglich ein paar (neo-)konservative Denker warnen noch vor diesem Präsidentschaftskandidaten. Robert Kagan etwa, der einflussreiche Publizist und frühere außenpolitische Berater von George Schultz, John McCain und Mitt Romney. In der Washington Post erklärter er Trump schon im Februar zum Frankenstein der Republikaner, „von der Partei zum Leben erweckt, gefüttert und nun stark genug, um sie zu zerstören“. Schuld sei ihre jahrelange Obstruktionspolitik. Er werde dieses Mal daher Hillary Clinton wählen, denn die „Partei ist nicht mehr zu retten, das Land schon“.

In seinem neuen Kommentar für die Washington Post konstatiert Kagan, dass der Egomane Trump unabhängig von der Partei eine eigene Gefolgschaft habe, die nur ihm gehöre. Gleichzeitig sei das Phänomen größer als Trump selbst und weit gefährlicher. So wie es bereits Alexander Hamilton bei der Französischen Revolution beobachtet habe, führe „die Entfesselung von Volksleidenschaften nicht zu mehr Demokratie, sondern zum Erscheinen eines Tyrannen“, der sie ausnutze.

Das Phänomen kenne man auch aus dem vergangenen Jahrhundert und nenne es generell Faschismus. „Faschistische Bewegungen haben keine schlüssige Ideologie, kein eindeutiges Rezept gegen die Leiden der Gesellschaft.“ Der starke Mann, der Führer ist die Lösung: „Was immer das Problem ist, er kann es lösen.“ Nach Amerika komme jetzt der Faschismus „nicht mit Marschstiefeln und Salutschüssen, sondern mit einem TV-Werbefritzen, einem verlogenen Milliardär“, der populäre Ressentiments bedient. Das ist wahrlich nicht amüsant.

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