Trumps Niedertracht
Das Attentat von Orlando ist eine Tragödie, weil 49 unschuldige Menschen ihr Leben verloren haben – und weil es Donald Trump helfen könnte, das Weiße Haus zu erobern.
Wer bislang glaubte, es werde schon alles nicht so schlimm werden mit diesem Donald Trump, dem sei seine jüngste Rede zum Kampf gegen den Terror zur Ansicht empfohlen. Es spricht ein politischer Extremist, der nicht nur von persönlicher Eitelkeit, sondern spürbar auch vom Hass auf andere getrieben ist.
Die Rede ist ein Dokument der Niedertracht. Trump erhebt den Kampf gegen Terror kurzerhand zu einer Frage, von der schon in sehr naher Zukunft das Überleben der USA abhänge. Daraus leitet er das Recht ab, alle Maßnahmen zu ergreifen, die ihm notwendig erscheinen.
Trump erklärt praktisch sämtliche Muslime zu potenziellen Feinden der USA. Wer aus einem muslimischen Land stammt, in dem es zum Beispiel Terroranschläge gegen US-Einrichtungen gab, darf laut der Trump-Doktrin nicht nach Amerika einreisen. Muslime, die bereits in Amerika leben, sind für ihn allesamt mögliche Komplizen der Attentäter, “denn sie wissen, was passiert”. Und Trump will als Konsequenz aus dem Orlando-Attentat nicht weniger Waffen in den Händen von Privatleuten sehen, sondern mehr – damit sich künftig jedermann in einem Nachtklub gegen Angreifer verteidigen kann.
Trump folgt dem politischen Lehrbuch des modernen Autokraten. Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan lassen grüßen. Er nutzt eine Krise, um sich einer in Teilen verunsicherten Bevölkerung mit radikalen Lösungen als harter Vollstrecker zu empfehlen. Er kündigt eine Ausweitung des Sicherheitsapparats an, benennt Sündenböcke (“die Muslime”) und zeichnet das sonstige politische Personal als schwach und inkompetent.
Die Aggressivität mit der Trump seine Kampagne betreibt, ist atemberaubend. Er bricht sämtliche Normen des politischen Anstands und verhöhnt mit seinen Ausführungen praktisch alle Werte, für die Amerika seit jeher einsteht: die Gleichheit vor dem Gesetz, die Weltoffenheit, die Freiheit, einschließlich der Freiheit, den eigenen Glauben leben zu dürfen. Für Trump scheint nur ein Motto zu gelten: Wenn du das Spiel beherrschen willst, ändere die Regeln.
Sollte Trump tatsächlich Präsident werden, dürfte sich das Verhältnis zwischen dem Westen und der muslimischen Welt dramatisch verschlechtern. Trumps Hass-Politik wäre ein Garant dafür, dass der irrsinnige Kreislauf aus Gewalt und Gegengewalt im Nahen Osten und darüber hinaus neuen Schwung erhielte. Im IS-Hauptquartier in Syrien sehen sie einer möglichen Wahl Trumps sicherlich schon voller Vorfreude entgegen. Ein besseres Rekrutierungsprogramm könnte sich selbst der finsterste Dschihadist nicht ausdenken.
Trump spaltet und ist maßlos. Seine Reaktion auf das Attentat von Orlando beweist erneut, dass er charakterlich für das Präsidentenamt nicht geeignet ist.
Natürlich gibt es Hoffnung, dass eine Mehrheit der Amerikaner sein zynisches Spiel durchschaut. Aber was, wenn nicht?
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