USA: “So viele Parallelen zur Wut der Trumpisten”
Johannes Kuhn, New Orleans
Der Nachbar von gegenüber eilt herbei, um sich zu erkundigen. Als freiwilliger Wahlkampf-Helfer für Bernie Sanders erzählt er normalerweise die politischen Geschichten, doch natürlich geht es um den Brexit. “So viele Parallelen zur Wut der Trumpisten”, meint er. “Ob das jetzt der Normalzustand wird?”
Die Nachricht vom Brexit ist selbst ins abgelegene New Orleans eingedrungen. Schwer zu sagen, wer heute einen schlechteren Tag erwischt hat: David Cameron oder der betrunkene Tourist, der gerade auf der Bourbon Street in die offene Kanal-Baustelle gefallen ist.
Einerseits ist Großbritannien weit weg, andererseits sind da natürlich geschichtliche Verbundenheit und gemeinsame Sprache. Und Wahlkämpfer Donald Trump, der bei dem Besuch seines Golfkurses in Schottland die Entscheidung als “großartig” bezeichnet – wegen der Wut und des niedrigen Pfund-Kurses, der neue Gäste auf seine Golfanlage lockt. “Ein Land ist kein Golfkurs”, sagt ein Reporter. “Nein”, entgegnet Trump, “aber Sie wären erstaunt, wie ähnlich die Sachen sich sind.” Trumps Unterstützerin Sarah Palin gratuliert auf Facebook derweil den “schlauen Briten”, deren “wiederbelebter Geist der Souveränität hoffentlich über den Teich schwappt”.
Bei 33 Grad im Schatten und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit legt sich ein stoischer Hitze-Teppich über solche Aussagen. Ist vielleicht auch besser so. Am Abend in den Bars wendet sich die Stadt anderen Dingen zu, den Diskussionen über die jüngsten Gewaltverbrechen und den neuen Namen des örtlichen Baseball-Teams. Nur die Pimm’s Cup, ein auch in England beliebter Sommer-Cocktail, erinnert an die Misere auf der anderen Seite des Atlantiks.
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