Murders in Dallas: Police Violence, Hatred for Police

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Drei Vorfälle an drei Tagen, zuletzt glichen die Bilder gar Szenen in einem Bürgerkriegsland: Während einer Demonstration in Dallas strecken Scharfschützen elf Polizisten nieder und töten fünf von ihnen. Massenpanik bricht aus. Tags zuvor verbreitet sich ein Live-Video auf Facebook, das bezeugt, wie ein Schwarzer bei einer Verkehrskontrolle plötzlich erschossen wird; vor den Augen eines Millionenpublikums verblutet er. Und wenige Stunden davor dokumentiert ein Video, wie ein bereits auf dem Boden liegender Afroamerikaner von Polizisten per Kopfschuss getötet wird.

Es sind Bilder, die symbolisch sind für den mittlerweile jahrzehntealten Konflikt im Land: Das gesellschaftliche Problem des Rassismus vermischt sich mit der Gewalt durch und gegen Polizisten.

Mit Unverständnis beobachten wir in Europa, wie Polizisten scheinbare Lappalien immer wieder zur Eskalation bringen und damit für Schlagzeilen sorgen. Die Wurzeln dieses Konflikts liegen dabei in den überaus laxen Waffengesetzen. Aufgrund dieser lockeren Regelungen müssen Polizisten in den USA – anders als in Europa – immer damit rechnen, dass ihr Gegenüber eine Schusswaffe mit sich führt.

In den vergangenen sechs Jahren kamen im Schnitt jährlich 150 Polizisten landesweit im Dienst ums Leben. Dass diese Zahl noch relativ niedrig ist, erklärt sich durch die Polizistenausbildung: Dort lernen die Rekruten, dass «officer safety» das oberste Gebot ist. Um die Sicherheit des Polizisten zu gewährleisten, dürfen die Beamten nicht nur schnell schiessen, sondern direkt auf den Oberkörper zielen statt etwa auf das Bein.

Das Gesetz schützt dieses Verhalten: In einem Grundsatzurteil legte der Supreme Court 1989 fest, dass die Anwendung von ausserordentlicher Gewalt gerechtfertigt sei, wenn sie aus der Perspektive eines «vernünftig handelnden Beamten am Einsatzort» angebracht erscheine. Schuldmindernd kommt in der Logik des Gerichts hinzu, dass Polizisten oft innerhalb von Sekunden und unter schwierigen Umständen entscheiden müssen, welche Reaktion gerechtfertigt ist. Aus diesem Grund klagen Staatsanwälte bis heute selten einen Polizisten an und verurteilen Gerichte solche Gewaltanwendungen kaum.

Dieses nicht unproblematische Selbstverständnis der Polizisten trifft im Alltag auf das gesellschaftliche Problem des Rassismus, speziell gegenüber Afroamerikanern. Offizielle Statistiken dazu, wie viele der durch Polizeigewalt Getöteten schwarz sind, gibt es nicht. Untersuchungen der «Washington Post» zeigen aber, dass von den rund tausend Personen, die Polizisten 2015 erschossen haben, die Hälfte weiss und ein Viertel schwarz war – in der Bevölkerung ist der Anteil der Afroamerikaner aber bloss ein Achtel.

Auch im Alltag finden sich Schwarze oft Schikanen ausgesetzt: Der am Mittwoch in seinem Auto erschossene Philando Castile etwa wurde in den vergangenen Jahren 32 Mal von der Polizei angehalten, unter anderem wegen Lappalien wie eines fehlenden Auspuff-Schalldämpfers. Es ist eine Tatsache, dass schwarze Eltern ihre Kinder heute lehren müssen, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie von Polizisten diskriminiert werden.

Dieses Gefühl von Willkür gegenüber Schwarzen schürt wiederum den Hass gegen Polizisten. Die sozialen Netzwerke wirken dabei als Katalysator: Sie dokumentieren und generalisieren Einzelfälle für ein Millionenpublikum und offenbaren den Konflikt in all seiner Hässlichkeit. Der jüngste Hinterhalt in Dallas sticht aus dem alltäglichen Konflikt jedoch heraus; er ist in Planung und Fatalität einzigartig. Anders als die friedlichen Demonstranten sehen sich die Heckenschützen tatsächlich im Bürgerkrieg. Für derartige Gewalt gibt es keine Rechtfertigung, wie Präsident Obama sagte.

Die gute Nachricht ist, dass sich seit den Ausschreitungen von Baltimore 2015 tatsächlich etwas bewegt: Die Polizistenausbildung setzt stärker auf Deeskalation, Politiker erkennen das Rassismusproblem an. Dennoch wird sich der gordische Knoten aus Polizeigewalt und Polizistenhass nicht so schnell zerschlagen lassen.

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