Was von der Trump-Show übrig bleibt
Der Parteitag der Republikaner in Cleveland war eine Veranstaltung der düsteren Botschaften. Und des Hasses auf Hillary Clinton. Eine Analyse.
22.07.2016, von OLIVER KÜHN
Die Nominierungsparteitage der beiden großen Parteien in Amerika sind traditionell als Show mit größtmöglicher Außenwirkung für die Präsidentschaftskandidaten angelegt. Nach einem monatelang erbittert geführten Vorwahlkampf sollen sich Mitglieder und die unterlegenen Kandidaten hinter dem Nominierten versammeln und ihm ihre Unterstützung für den kommenden Wahlkampf gegen den Kandidaten der anderen Partei zusichern.
Auf dem viertägigen Konvent der Republikaner in Cleveland war davon nichts zu merken. Die Partei ist immer noch zerrissen zwischen Zustimmung und Ablehnung zu ihrem Kandidaten Donald Trump.
Belege dafür gab es genug. Schon am ersten Tag protestierten seine Gegner, sie wurden von Trumps Anhängern aber niedergebrüllt. Am zweiten Tag, dem Tag der Wahl, scheiterten sie ein weiteres Mal. Dieses Mal mit dem Versuch, die Regeln der Abstimmung zu ändern. Dass Ted Cruz, Trumps Rivale im Vorwahlkampf bei der Abstimmung darüber immer noch eine erkleckliche Anzahl von Stimmen bekam, sprach Bände.
Cruz hatte seinen großen Auftritt dann am Mittwoch. In seiner Rede verzichtete er darauf, Trump seine Unterstützung auszusprechen, was normalerweise von den Rednern auf dem Parteikonvent erwartet wird. Für seine Äußerung, die Wähler sollten ihrem Gewissen folgen, wurde er lautstark von der Bühne gebuht.
Streit mit John Kasich
Paul Ryan, der Vorsitzende der Versammlung und „Sprecher“ des Abgeordnetenhauses ging da subtiler vor. In seiner Rede kam der Name Donald Trump nur einmal vor und es war ihm anzumerken, dass er diese Rede nicht wirklich gerne hielt. Als junger Politiker, der die Geschicke der Partei aber in der Zukunft mitbestimmen kann, sah er es aber wohl als seine Pflicht an, zumindest zu versuchen, die Partei zu versöhnen.
Ryan war auch einer der wenigen Parteigranden, die nach Cleveland gekommen waren. Mitch McConnell, der Mehrheitsführer im Senat, hielt eine Rede, die auch nicht vor Esprit sprühte. Newt Gingrich, der eigentlich schon zur Vergangenheit der Partei zählt, zeigte sich als außenpolitischer Falke. Sowohl Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, der Trump in den Vorwahlen unterlegen war, sich ihm dann aber schnell anschloss, als auch der Parteivorsitzende Reince Priebus griffen in ihren Vorträgen vor allem Hillary Clinton an.
Christie, Cruz und Ben Carson waren denn auch die einzigen Vorwahlrivalen von Trump, die in Cleveland waren. John Kasich, der Gouverneur des Staates Ohio, in dem Cleveland liegt, war zwar in der Stadt und traf sich mit Delegierten und anderen Parteimitgliedern. Er hatte aber schon vor dem Beginn der Veranstaltung angekündigt, keinen Fuß in die Quicken Loans Arena zu setzen, was ihm wiederum Vorwürfe des Trump-Lagers einbrachte.
Dieser Streit könnte noch schwerwiegende Folgen haben, denn Ohio ist einer der Staaten, die Trump gewinnen muss, um Präsident zu werden. Verscherzt er es sich mit dem beliebten Gouverneur, wird das sehr schwierig.
Feindbild Clinton
Von den anderen Vorwahl-Rivalen wie Marco Rubio oder Jeb Bush war in Cleveland nichts zu sehen. Sie setzen wie Cruz offenkundig darauf, dass Trump im November scheitert und bringen sich für die Zeit danach in Stellung.
Ein anderes auffälliges Merkmal war die negative Grundstimmung des Konvents. Viele Redner zeichneten ein düsteres Bild von Amerika, für das die Demokraten verantwortlich seien. Sie griffen Hillary Clinton scharf an, denn unter ihr als Präsidentin würde alles noch schlimmer. Eigentlich gehöre sie sogar ins Gefängnis, forderten die Delegierten, aufgepeitscht von Chris Christie. Wie Trump mit einer solch dunklen Zeichnung eines Amerika unentschiedene Wähler für sich gewinnen will, bleibt ein Rätsel.
Positive Akzente setzten nur Trumps Familienmitglieder und ein enger Freund, die ihn als liebenden mitfühlenden Menschen, als Vater und guten Ehemann präsentierten. Die Plagiats-Affäre von Melania Trump, Donald Trumps Ehefrau, war zwar ein großer Aufreger in den Medien, wird in die Geschichte des Parteitags aber wahrscheinlich nur als Fußnote eingehen, da sie die Trump-Wähler kaum störte.
Letztlich schien der Parteitag vor allem der Stimmungsmache für Wähler aus der weißen Arbeiterklasse zu dienen, die Trump zu seiner Nominierung verholfen hatten. Diese wütenden Menschen fühlten sich sichtlich wohl in der aufgeheizten, Clinton-feindlichen Atmosphäre.
Doch wenn die Demokraten es nächste Woche auf ihrem Parteikonvent in der nächsten Woche schaffen, ein positives Bild von ihrer Partei, dem Land, der Zukunft Amerikas und ihrer Kandidatin zu zeichnen, mit dem sie bei gemäßigten Wählern punkten können, dann sind die Aussichten von Donald Trump, im November zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt zu werden vor allem eines: düster.
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