Trumps Mauer hat nichts mit Berlins Mauer zu tun
Der Schutz der USA vor Migranten aus Mexiko ist eine andere Sache als – wie im Falle der DDR – die eigenen Menschen an der Ausreise in den Westen zu hindern oder bei ihrer Flucht zu erschießen.
Es gibt Gleichsetzungen, die sich aufdrängen. Und bei näherem Nachdenken als absurd erweisen. Dazu gehört ein für diesen Freitag annonciertes Event, bei dem Gutmeinende am Brandenburger Tor in Berlin eine Mauer aufbauen, sie mit einem Donald-Trump-Porträt versehen und dann zum Einsturz bringen wollen.
Doch das eine hat mit dem anderen so wenig gemein wie Trump mit einem Homme de Lettres, auch wenn sein Name auf fremdverfassten Bestsellern prangt. Wer Parallelen über die schlichte Begrifflichkeit der Mauer hinweg behauptet, tut zweierlei: Er verharmlost das ältere Bauwerk und er verzerrt das geplante Machwerk.
Die Mauer in Berlin und die gesamte innerdeutsche Grenze sollten die DDR trotz des von der SED propagandistisch gewählten Synonyms „antifaschistischer Schutzwall“ natürlich nicht beschützen gegen Eindringlinge aus dem Westen. Es galt nur, die „eigenen“ Menschen einzukerkern.
Wer zu fliehen versuchte, wurde getötet. Durch Schusswaffen, Minen, Selbstschussanlagen und Ostseewellen, wenn jemand die Mauer umschwimmen wollte. 1008 Menschen starben durch das DDR-Grenzregime, sagt die Arbeitsgemeinschaft 13. August.
Trumps Mauer wäre zu teuer und doch nicht unüberwindlich
Man muss Trump nicht mögen, um die gewaltigen Unterschiede zu seinem Hirngespinst einer Mauer entlang der Grenze zu Mexiko zu sehen. Der Präsidentschaftskandidat will, soweit bekannt, keine SM-70-Schussautomaten anbringen und keine Minen verbuddeln.
So will Trump gegen illegale Einwanderer vorgehen
Für den Fall seiner Wahl zum US-Präsidenten kündigt Donald Trump ein striktes Vorgehen gegen alle Einwanderer ohne Aufenthaltsgenehmigung an. Wer nicht freiwillig ausreist, soll abgeschoben werden.
Der entscheidende Punkt aber: Trump will nicht Amerikaner einsperren, sondern Nichtamerikanern den illegalen Zutritt zu den USA verunmöglichen. Die Idee ist absurd in ihrer Melange aus Hybris und Wahlkampfkalkül und sie offenbart eine Paranoia, die der Weltsupermacht unwürdig ist.
Trumps Mauer wäre zu teuer, eben doch nicht unüberwindlich und würde dem traditionellen Einwanderungsland USA eine hässliche Fratze verpassen.
Aber: Es ist trotzdem kein Verbrechen, eine bereits jetzt befestigte Grenze, deren Überquerung ohne Zustimmung illegal ist, noch weiter zu befestigen. Das gilt für die USA wie für Europa.
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