Donald Trump provoziert China in der Taiwan-Frage – und bringt damit den größten Gläubiger der USA in Rage. Wenn China sich entschließt, seine US-Staatsanleihen zu verkaufen, wäre die ganze Welt betroffen.
Die Besitzer von Airbus-Aktien freut’s. Seit ein Handelskonflikt zwischen China und den USA unaufhörlich näher gerückt ist, stieg der Kurs des europäischen Luftfahrtkonzerns um rund fünf Prozent.
Denn – so die Logik dahinter – wenn es zu einem richtigen Handelskrieg zwischen den beiden Ländern kommen sollte, könnten die Europäer die lachenden Dritten sein. Chinas Luftverkehrsunternehmen könnten ihre Flugzeuge dann bei Airbus statt bei Boeing bestellen.
Diese Sichtweise ist allerdings kurzsichtig und gefährlich. Denn selbst wenn Europa zunächst wirklich von einem Crash-Kurs der USA gegenüber China profitieren sollte, würde es über kurz oder lang doch mit in den Strudel gerissen, den ein Handelskonflikt auslösen würde.
Konflikt entzündet sich an Taiwan-Frage
Hiesige Firmen könnten sich dem Trend nicht entziehen, mehr noch, sie würden am Ende sogar ungleich mehr darunter leider als US-Unternehmen.
Auslöser der ganzen Aufregung war ein Telefonat des künftigen US-Präsidenten mit der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen, die ihm zur Wahl gratulierte. Dazu schwieg China zunächst noch, obwohl dies die bisher von den USA verfolgte Ein-China-Politik infrage stellte. Diese besagt, dass China und Taiwan als eine Nation betrachtet werden und Peking der einzige legitime Vertreter ist.
Am Sonntag jedoch legte Trump nach und stellte in einem Interview auf Fox News die Politik Washingtons der vergangenen 40 Jahre explizit infrage.
Darauf nun reagierte Peking, indem ein Regierungssprecher vor einer Verschlechterung der Beziehungen warnte, und inoffiziell wird in China auch schon debattiert, wie das Land reagieren könnte, wenn Trump seinen Kurs durchzieht. Investoren aus aller Welt fangen an, das einzukalkulieren.
„China kann letztlich schweres Geschütz auffahren“, warnt Bernd Ondruch, Chef des Hedgefonds-Anbieters Astellon, „nämlich die weitere Abwertung des Renminbi.“ Chinas Währung ist nach wie vor voll unter Kontrolle der Pekinger Zentralbank, der Kurs schwankt nur in engen Grenzen, die sie setzt. Trump beklagte sich im Wahlkampf stets darüber, dass der Yuan unterbewertet sei und dies China einen unfairen Handelsvorteil gewähre.
Tatsächlich hat China den Yuan seit Anfang 2014 nach und nach immer weiter abwerten lassen, seither hat er gegenüber dem Dollar rund 13 Prozent eingebüßt.
Zentralbank könnte Trend verstärken
Es wäre ein Leichtes für die Chinesische Zentralbank, diese Abwertungstendenz weitertreiben zu lassen und sogar noch zu verstärken – und so die eigenen Produkte weiter zu verbilligen und die Exporte für US-Firmen zu erschweren.
Diese Taktik funktioniert jedoch nur so lange, wie Trump darauf nicht beispielsweise mit Einfuhrzöllen reagieren würde. Doch für diesen Fall hat China noch einen zweiten Hebel, worüber es die USA empfindlich treffen könnte.
Denn das Land ist der größte Gläubiger Washingtons. China besitzt derzeit US-Staatsanleihen im Wert von rund 1157 Milliarden Dollar – und kann damit viel Unheil anrichten, wenn es will. „Chinas große Waffe ist der mögliche Abverkauf der in seinem Besitz befindlichen US-Anleihen“, schrieb Alan Ruskin, Stratege bei der Deutschen Bank soeben an seine Kunden.
Chinesen könnten Bond-Markt überfluten
Denn wenn Peking diese Schuldscheine massenhaft auf den Markt wirft, würden deren Kurse drastisch sinken und im Gegenzug die Renditen für amerikanische Anleihen drastisch steigen.
Sprich: Die Zinsen in den USA würden explodieren. Die Folge wäre zu einen eine heftige Reaktion an den Finanzmärkten, mit Kursverlusten auch bei Aktien und anderen Anlagen. Es hätte aber auch schwere Folgen für die US-Wirtschaft und weit darüber hinaus. „Dies würde die milde Erholung des globalen Welthandels abwürgen“, sagt Ondruch.
Davon jedoch wären alle Staaten weltweit betroffen. Denn die Wirtschaft ist inzwischen global vernetzt, Lieferketten gehen oft über viele Staaten hinweg, Rohstoffe und Endprodukte werden zwischen den Kontinenten munter hin und her gehandelt.
Es ist wie in einem Dominospiel – wenn ein Stein umfällt, gerät die ganze Reihe ins Kippen. Und hiervon wäre Europa besonders stark betroffen. Dies zeigt eine Statistik des Internationalen Währungsfonds. Er hat ausgerechnet, was es für einzelne Staaten bedeuten würde, wenn Chinas Importe bis 2020 um zehn Prozent zurückgehen würden.
Deutschland würde schwer getroffen
Die am härtesten betroffenen Länder wären Deutschland, Österreich und die Schweiz.Denn sie würden Exporte im Gegenwert von rund fünf Prozent der eigenen Wirtschaftsleistung in einem solchen Fall einbüßen.
Damit liegen sie an der Spitze unter den westlichen Industriestaaten. Selbst Chinas Nachbar Japan verlöre nur rund 3,8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts, und am wenigsten würde es noch den USA ausmachen.
Hier ginge es nur um etwa 1,3 Prozent der Wirtschaftsleistung. Letztlich wären es also vor allem die Europäer, und hier allen voran Deutschland, die unter einer Einschränkung des Welthandels leiden würden. Selbst ein zusätzlicher Großauftrag aus China für Airbus könnte das nicht ausgleichen.
Übrigens sind nicht nur die Aktien des europäischen Luftfahrtkonzerns in den vergangenen Tagen kräftig gestiegen, sondern auch die Papiere des amerikanischen Konkurrenten Boeing.
Hintergrund hierfür war jedoch ein Großauftrag aus dem Iran – ein anderes Land, mit dem Donald Trump auf Konfrontationskurs gehen möchte, wie er bisher anklingen ließ. Allerdings teilte Boeing parallel zur Vertragsunterzeichnung am Sonntag gleich mit, dass durch den Auftrag 100.000 Arbeitsplätze in den USA gesichert würden.
Trump will Arbeitsplätze schaffen
Wang Jianlin, Chef des chinesischen Dalian-Wanda-Konzerns, sagte daher nicht von ungefähr auf einer Konferenz in Peking, dass die 20.000 Jobs, die seine Firma in den USA aufgebaut hat, in Gefahr wären, wenn es zu einem Handelskrieg käme.
Hier wird sich also zeigen, was Trump wichtiger ist, sowohl in Bezug auf den Iran als auch auf China: außenpolitische Grundsätze oder Jobs. Von seiner Entscheidung hängt viel ab, für die ganze Welt.
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