Nothing Is More Dangerous Than Hurt Pride

<--

Nichts ist gefährlicher als gekränkte Eitelkeit

Die Geschehnisse im Weißen Haus ähneln nicht „House of Cards“, sondern eher „Batman“. Mit Donald Trump und seinem Intimus Stephen Bannon sitzt der Joker gleich doppelt in der Schaltzentrale der Macht.

Hollywood ist ja eigentlich tot. Große Melodramen, Abenteuer- oder Liebesfilme, für die die Traumfabrik einst stand – alles obsolet. Was davon übrig blieb, findet in Independentfilmen oder TV-Serien statt, die heute ohnehin die Fackel künstlerischer Innovation vor sich hertragen.

Hollywood macht nur noch Comicverfilmungen. Aber wer hätte gedacht, dass dieses Genre prophetischer ist als politische Serien wie „House of Cards“ oder „The Good Wife“?

Diese Serien zeigen zwar in raffinierten Plots die Unterseite amerikanischer Politik, die Intrigen, die Spindoktoren, den Verrat – aber Figuren wie Donald Trump oder Stephen Bannon, seinen „Svengali“ (diesen Begriff, der auch im Deutschen existiert, habe ich in der „New York Times“ gelernt, die schreibt, Bannon sei „mehr als ein Svengali“, also mehr als der Einflüsterer im Schatten), hat keine dieser Serien imaginiert. Die triftigsten Vorahnungen hatten hier die „Batman“-Filme mit Jack Nicholson und Heath Ledger als Joker.

Sie sind heiß und entfesselt, nicht kalt und kontrolliert. Als zugleich hinterhältige, hochintelligente, authentisch verrückte, in Momenten rührende, dann abstoßende Bösewichter ergreifen sie mit festgefrorenem Lachen im Gesicht in Gotham die Macht und passen viel eher auf die aktuellen Bilder aus dem Weißen Haus als das durchtriebene Grinsen Francis Underwoods.

Narzisstische Pracht

Nicht nur Donald Trump, der sein Ego in seiner ganzen narzisstischen Pracht in vierzehn Staffeln Reality-TV schmiedete, auch Stephen Bannon ist eine Figur des Pop. Breitbart, das demagogische Internetmedium, mit dem er Trump auf sich aufmerksam machte, war ja nur die letzte Station seiner Karriere.

Zuvor machte er seine Millionen mit Rechten an der TV-Serie „Seinfeld“, die paradoxerweise der Inbegriff einer durch Ironisierung nur noch dichter imprägnierten Political Correctness ist.

Dann schrieb er, bevor er zu Goldman Sachs ging, selbst grottenschlechte Hollywoodfilme, Skripte für blutige Shakespeare-Verfilmungen, die im Weltraum spielen.

Aber zu mehr als Trash war der proklamierte Riefenstahl-Nachfolger nicht fähig. Leider ist er intelligent genug, das einzusehen.

Nun sitzt er im US-Sicherheitsrat auf einer der mächtigsten Positionen der Welt, die Hand am roten Knopf. In den „Batman“-Filmen ist nichts gefährlicher als eine durch Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit gekränkte Eitelkeit.

About this publication