America’s New Dreaded Phrase Is “Peak Auto”

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Den Konsumenten in den USA scheint die Kauflust auf Neuwagen abhanden gekommen zu sein. Fehlende Bonität und Trendverschiebungen könnten die Gründe sein. Auch in Hinblick auf Kredite birgt das eine große Gefahr.

„Peak Auto“ ist das neue Schreckenswort der Wall Street. Stand „Peak Oil“ einst für den Wende- und Kipppunkt bei der Ölförderung, weil alle großen Reserven als ausgebeutet galten, so fürchten manche Akteure nun ein solches Horrorszenario für die Autoindustrie.

Es geht nicht darum, dass der fossile Treibstoff für die Spritschlucker ausgeht, sondern dass den Konsumenten die Kauflust auf Neuwagen abhandenkommt, weil ihnen entweder zu wenig Geld für eine solche Anschaffung bleibt oder aber die junge Generation kein eigenes Auto mehr besitzen möchte.

Zuletzt sind die Neuwagen-Verkäufe eingebrochen und haben sich deutlich von der Jahresmarke von 18 Millionen entfernt.

Nach bereits schlechten Zahlen für den März liefen am Dienstagnachmittag ebenso gruselige April-Zahlen über den Ticker: Schwindende Absätze beim Gros der Hersteller sind für die Verfechter der Peak-Auto-Theorie die ultimative Bestätigung, dass etwas grundlegend schiefläuft in der Branche und der US-Ökonomie insgesamt.

Parallelen zur US-Immobilienkrise

Die Schwarzseher vermuten, dass es sich nicht um das normale Auf und Ab handelt, das es in der Branche seit jeher gibt. Vielmehr könnte es sich um den Wendepunkt einer Industrie handeln, der die gesamte Volkswirtschaft in Mitleidenschaft zieht. Wie in der Immobilienkrise vor zehn Jahren sind viele Kredite im Spiel. Die Gefahr ist real, dass die finanziellen Verwerfungen auf andere Wirtschaftszweige übergreifen.

Die Amerikaner sind ein autoverrücktes Volk. Sobald die Wirtschaft einigermaßen läuft und sie von den Banken ein Darlehen bekommen, schlagen sie zu. So werden in den USA Fahrzeuge auf eine in Europa unübliche Weise massiv auf Pump finanziert. Mittlerweile summieren sich die Auto-Kredite auf die unvorstellbare Summe von 1,11 Billionen Dollar. Vor sieben Jahren lag die Summe erst bei 700 Milliarden Dollar.

Denn der amerikanische Pkw-Markt hat einen achtjährigen Boom hinter sich. Und wie es in jedem Boom üblich ist, wurden die Fahrzeuge von Jahr zu Jahr teurer, während die Kredite immer freigiebiger genehmigt wurden. „Die Parallelen zur US-Immobilienkrise vor zehn Jahren sind frappierend“, heißt es in einer Studie der politischen Denkfabrik Stratfor.

Eine besonders beunruhigende Parallele: Auch bei den Autos gibt es inzwischen ein beträchtliches Subprime-Segment. „Subprime“, so wurden vor dem Crash von 2008 Darlehen genannt, die die Geldhäuser an Hauskäufer mit zweifelhafter oder schlechter Bonität verliehen. Und damit nicht genug der Gemeinsamkeiten zur Immobilien-Blase.

Risiken in alle Welt verkauft

Die riskanten Auto-Kredite werden heute wie damals in der Häuserkrise zu neuen Wertpapieren zusammengeschnürt und an Investoren wie Hedgefonds oder andere Anleger weiterverkauft. Auf diese Weise werden die Risiken in alle Welt verkauft, und niemand kann mehr genau sagen, wo sie sich genau befinden, sollte die Blase bei Autokrediten platzen.

„Die Lage bei den Autokrediten verschlechtert sich und folgt dabei dem Schema der vergangenen Finanzkrise“, sagt Marc Opitz, Experte beim Vergleichsportal Kreditvergleich.net. Ein immer größerer Teil der Auto-Darlehen könne inzwischen nicht mehr fristgerecht bedient werden. Mehr als 30 Tage überfällige Raten betreffen bereits Ausleihungen in Höhe von 23 Milliarden Dollar.

Die volkswirtschaftliche Brisanz von „Peak Auto“ ist nicht zu unterschätzen: „Die jüngsten Daten vom Pkw-Markt deuten darauf hin, dass die Boomphase vorbei ist“, sagt Folker Hellmeyer, Chefanlagestratege bei BLB. Befeuert durch rekordniedrige Kreditstandards, habe es in den vergangenen Jahren sukzessive Zuwächse gegeben. Doch jetzt falle der Boom in sich zusammen: „Die Händler sitzen auf den höchsten Beständen an nicht verkauften Fahrzeugen seit Menschengedenken. Die Hersteller haben hunderttausendfach auf Halde produziert.“

Banken könnten weniger Kredite vergeben

Für ein Land, dessen Bevölkerung deutlich wächst und das keine massentransportfähigen Verkehrsmittel in entsprechendem Umfang besitzt, seien diese Vorzeichen alles andere als erfreulich. Das gelte vor allem angesichts der Tatsache, dass die Wirtschaft eigentlich auf Expansion getrimmt ist: „Wenn nur noch Rabatte und andere Anreize die Verkäufe ankurbeln können, sieht es bald rabenschwarz aus“, unkt Hellmeyer.

Auch die Stratfor-Analysten sehen erhebliches Stresspotenzial, sollte die Kreditblase platzen. Als Folge davon könnten die Banken ihre Kreditvergabe insgesamt zurückschrauben. Das wiederum würde auf den Konsum und das Wirtschaftswachstum zurückschlagen.

Die amerikanischen Konsumenten sind so stark verschuldet wie noch nie. Zu den 1,11 Billionen Dollar Autokrediten kommen weitere elf Billionen Hypotheken, Studentendarlehen, Kreditkarten- und anderen Schulden. Unter dem Strich stehen die US-Bürger mit 12,6 Billionen Dollar in der Kreide. Dazu kommen noch einmal fast 20 Billionen Dollar Staatsschulden.

Die gute Nachricht aus Sicht der Stratfor-Experten: Faule Autokredite allein werden wohl kaum die kritische Masse erreichen, um eine Kernschmelze des Finanzsystems auszulösen. Das Volumen der Hypothekenkredite war mit neun Billionen Dollar fast neun Mal so groß wie jenes der Auto-Ausleihungen. Anders als Immobilien lassen sich Straßenkreuzer relativ schnell zu Geld machen, um notleidende Kredite zumindest teilweise zu tilgen. Allerdings dreht zuletzt auch der Trend bei den Gebrauchtwagenpreisen nach unten.

Bleibt die Frage, auf wie soliden Beinen der Rest der Kreditvergabe steht. Denn hier sehen Beobachter eine Verschlechterung der Kreditqualität.

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