How Trump Undermines the Future of US Companies

<--

Ausstieg aus Klimaschutzabkommen Warum Trump den US-Unternehmen die Zukunft verbaut

Washington –

Europäer, die zynisch denken, können sich mit Fug und Recht bei Donald Trump via Twitter recht herzlich bedanken. Thank you, Mr. President. You make Europe great again. Denn genau dies wird die Folge des Ausstiegs der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen bewirken.

Klimaschutz: das ist der wichtigste politische Impulsgeber für ein Projekt, das hierzulande Energiewende genannt wird. Doch dahinter steckt das, was zu Recht vierte industrielle Revolution genannt wird. Wer wie Trump den Klimaschutz bremst, nimmt nicht nur die Erderwärmung mit ihren katastrophalen Folgen in Kauf, sondern verbaut den Unternehmen in seinem Land auch noch die Zukunft.

Was Trump mit Clean Coal meint

Es ist müßig, über die Motive des Präsidenten zu spekulieren. Seine wirren Einlassungen beispielsweise über Clean Coal (saubere Kohle) lassen erahnen, dass er bestenfalls halb verstandenen Einflüsterungen von Managern folgt, die mit fossilen Brenn- und Treibstoffen ihre Geld verdienen. Hinzu kommt wohl ein sentimental-nostalgisches Herbeirufen der vermeintlich großen Zeiten des Amerikas der 1950er und 1960er Jahre – mit stolzen Männern, die nach Öl bohrten, Kohle abbauten und Autos montierten, die Straßenkreuzer genannt wurden.

Mit Clean Coal meint Trump die Abscheidung von Kohlendioxid aus den Abgasen von Kohlekraftwerken. Das Treibhausgas soll unterirdisch gespeichert werden. Ein Verfahren, das technisch viele Tücken hat. Große Energiekonzerne in Europa haben ihre Anstrengungen in dieser Hinsicht längst aufgegeben.

Windstrom noch günstiger als Sonnenstrom

Weil – schlicht und einfach – das Kohlezeitalter vorbei ist. Hier müssen Zahlen genannt werden: Neue Steinkohlekraftwerke können Strom für etwa acht Cent pro Kilowattstunde produzieren. Die erheblichen Kosten für die CO2-Abscheidung sind dabei noch gar nicht eingerechnet. Sonnenstrom aber kann derzeit schon hierzulande für deutlich weniger als acht Cent erzeugt werden.

Windstrom an Land ist noch günstiger. Und es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass sich der grüne Strom in den nächsten Jahren weiter massiv verbilligen wird. Moderne Windmühlen auf hoher See werden im Jahr 2025 elektrische Energie für gut fünf Cent produzieren. In heißen Regionen dieser Erde ist der Output von Solaranlagen für weniger als drei Cent zu haben.

Grünstrom wird zum Wettbewerbsvorteil

In der Welt vernetzten und digitalisierten Industrie wird dieser extrem billige Grünstrom zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Eine Art Turboeffekt wird noch dadurch erzielt, dass die Industrie ihren Energiebedarf um rund ein Drittel senken kann, wenn moderne Technik konsequent eingesetzt wird. Auch die Mobilität wird sich grundlegend ändern. Kaum ein Experte zweifelt noch daran, dass schon um das Jahr 2025 herum Elektroautos billiger als Benziner sein werden.

Der Effekt wird sich in den Folgejahren durch den immer billigeren Öko-Strom weiter verstärken. Ironischerweise haben US-Unternehmer wie Elon Musk als Erste erahnt, welch ungeheure ökonomische Wucht aus dem Zusammenspiel all dieser Elemente freigesetzt wird. Deshalb lässt Musk Elektroautos der Marke Tesla und Solaranlagen der Marke Solar City bauen. Erstaunlicherweise hatte Trump Musk sogar in sein Beraterteam berufen.

Staat muss immer nachhelfen

Die Crux bei oben genannter Umwälzung – wie bei allen vorherigen Revolutionen in der kapitalistischen Ökonomie: So etwas geschieht gewissermaßen nicht von selbst, da die Entwicklung und der Einsatz neuer Technik in ihren frühen Phasen mit enormen Risiken für die Unternehmen verbunden ist. Deshalb musste der Staat immer nachhelfen. Die Karriere der erneuerbaren Energien ist das jüngste und beste Beispiel dafür. Nach Jahren massiver staatlicher Förderung insbesondere in Deutschland ist ausgerechnet gerade jetzt der Moment gekommen, da Wind- und Sonnenstrom zum Selbstläufer werden.

Das nächste große Projekt ist die sogenannte Sektorenkopplung. Ökostrom muss in das Verkehrssystem und in die industrielle Produktion integriert werden. Dafür braucht es wieder einen Staat, der mit Förderprogrammen Schubkraft erzeugt. Hier wird in Europa beileibe nicht die Intensität erreicht, die möglich wäre. Aber immerhin hat Europa einen industriepolitischen Groß- und Grundkonsens erzielt, der von der letzten und ethisch hochwertigen Begründung zusammengehalten wird: dem Klimaschutz.

Wenn Trump nun für Amerika den Klimaschutz negiert und die saubere Kohle propagiert, dann koppelt er ausgerechnet die USA von der vierten industriellen Revolution ab. Kein Wunder, dass Elon Musk keine Lust mehr hat, den Präsidenten zu beraten. Er hat sein Mandat zurückgegeben.

About this publication