The End of the Quiet Era in US-China Relations

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Die ruhige Zeit in den amerikanisch-chinesischen Beziehungen ist vorbei

Kommentar von Kai Strittmatter

Etwas kippt da gerade. China und die USA: Mehr als vier Jahrzehnte ist es her, dass Mao Zedong und Richard Nixon einander die Hände schüttelten, dass die beiden Mächte sich verabschiedeten von Feindschaft und Konflikt. Vier gute Jahrzehnte waren das, in denen die ganze Welt von dem bisweilen herzlichen, immer aber stabilen Verhältnis profitierte, am meisten wahrscheinlich China selbst, das zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde aufstieg. Reibung gab es immer, Streit gelegentlich, aber nie wurde es richtig ernst, was auch daran lag, dass die USA die meiste Zeit viel zu beschäftigt waren, andere als Rivalen oder Hauptfeind Nummer eins zu bekämpfen: zuerst die Sowjetunion, zuletzt den islamistischen Terror.

Möglich, dass diese Zeit sich dem Ende zuneigt. US-Außenminister Rex Tillerson sagte diese Woche, das amerikanisch-chinesische Verhältnis steuere auf einen “Wendepunkt” zu. Tillerson ist im Vergleich zu seinem Chef ein sensationell besonnener Kopf, seine Worte zeugen von einer zunehmenden Entfremdung. Man muss die Schuld dafür nicht allein US-Präsident Donald Trump zuschieben, auch wenn der mit seinen inkohärenten Sperrfeuern gegen China auf Twitter viele Beobachter ratlos zurücklässt.

Das bilaterale Verhältnis trübt sich ein – das trifft die ganze Welt

In Wirklichkeit kommt vieles zusammen. Da ist die Desillusionierung über Chinas Protektionismus, die in den Industriegesellschaften Europas nicht weniger groß ist als in den USA. Da ist Nordkoreas Entwicklung eigener Interkontinentalraketen, die dereinst mit ihren Atomsprengköpfen amerikanisches Kernland erreichen könnten. Und da ist die Tatsache, dass auch China sich gerade häutet und neu erfindet: Unter Partei- und Staatschef Xi Jinping hat das Land endgültig die einst vom Reformer Deng Xiaoping verschriebene außenpolitische Zurückhaltung aufgegeben. Und sich gleichzeitig eine Re-Ideologisierung verschrieben, die Misstrauen gegenüber dem Westen predigt. Wohl unvermeidlich, dass man sich nun mehr auf die Füße tritt.

Die Gemengelage ist heikel, und sie wäre eine Herausforderung für die klügsten und besonnensten US-Präsidenten. Doch ausgerechnet jetzt versinkt Washington im Chaos, ausgerechnet jetzt werden die USA von Trump regiert. Dabei hätte Trump, der Neuling, Chancen gehabt, auch in der Chinapolitik alte Muster zu durchbrechen. Längst nicht nur Hardliner finden, dass die USA in den vergangenen Jahren China gegenüber oft zu weich und kompromisslerisch auftraten, beim Marktzugang für westliche Firmen etwa oder im Südchinesischen Meer. Chinas Wirtschaft, und damit auch die KP, sind noch immer auf den Markt, Investor und Know-how-Lieferanten USA angewiesen. Die USA haben also Hebel, China zu locken und Zugeständnisse abzuringen.

Trumps Chinapolitik aber ist auf mehrfache Art und Weise problematisch. Sie ist nicht das Ergebnis strategischer Planung, sondern sprunghaft und unberechenbar. Mögliche Alliierte werden nicht einbezogen, sondern brüskiert. Und dann geht es bei Trump wild durcheinander: Legitime Klagen (über Protektionismus oder Stahldumping etwa) werden oft gleichzeitig geäußert mit ökonomischem Unsinn (China als angeblicher Währungsmanipulator). Und wenn Trumps Regierung nun bevorstehende Sanktionen gegen Chinas Wirtschaft andeutet (Strafzölle etwa) und damit einen Handelskrieg riskiert, dann kommt das kurz nach Trumps Drohung, er werde Peking nun dafür bestrafen, dass es sich weigere, das Nordkorea-Problem für ihn “zu lösen”. Mit der gleichen Aussicht könnte einer twittern, Trump solle doch bitte mal schnell das Nahostproblem lösen.

Nein, China wünscht sich auch kein atomar bewaffnetes Regime in Pjöngjang. Aber noch mehr fürchtet es den Zerfall des Landes – und am Ende US-Truppen an der chinesischen Grenze. Deshalb wird China dem Nachbardiktator Kim Jong-un vielleicht noch etwas mehr die Kohle- und Öllieferungen drosseln, aber es wird nie das Einzige zulassen, was dem Atomprogramm wirklich ein Ende bereiten würde: den Sturz Kims.

Eine solch radikale Lösung erforderte in Peking einen heute kaum vorstellbaren radikalen Sinneswandel – und dazu bräuchte es als Mindestvoraussetzung ein strategisches Vertrauen Chinas in die Kooperation, Stabilität und Verlässlichkeit der USA. Eines Landes, dessen Flottenkommandeur im Pazifik vergangene Woche zu Protokoll gab, er werde nicht zögern, Atomwaffen auf China abzufeuern, sollte er den Befehl dafür erhalten. Es herrscht das totale Misstrauen.

Die Enttäuschung Trumps über China war vorhersehbar. Was nun geschieht, ist es kaum. Es steht viel auf dem Spiel. Die ruhigen Zeiten sind vorbei. Für uns alle.

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