Feuer und Wut
Donald Trump spricht schon wie Kim Jong-un. Anderes muss er noch lernen, damit aus dem Konflikt mit Nordkorea kein Krieg wird.
Noordkorea, diese spätberufene Nuklearmacht, hat schon immer gerne mit dem Säbel gerasselt. Sein absonderliches Regime verfügt über keine anderen Instrumente, mit denen es die Welt – und das eigene Volk – beeindrucken könnte. Nun aber bringt diese Kriegsrhetorik auch die Supermacht Amerika aus der Ruhe, weil Kim Jong-un und seine Hintermänner in die Nähe der Fähigkeit gekommen sind, Nuklearsprengköpfe auf Interkontinentalraketen zu montieren.
Damit können die martialischen Drohungen aus Pjöngjang nicht mehr als leer abgetan werden. Der Diktator mag glauben, er habe endlich eine Lebensversicherung für sein Regime abgeschlossen. Die taugte aber nur etwas, wenn die Gegenseite in diesem speziellen Abschreckungsverhältnis, hier also Washington, in ihm einen rational handelnden Akteur sähe. Das Verhalten seines Regimes, das auf der Eskalationsleiter immer weiter nach oben klettert, wirft daran jedoch Zweifel auf.
Auch auf diesem Gebiet ein Novize
Sorgen über den weiteren Verlauf dieses lange schon schwelenden Konflikts muss man sich machen, weil auch auf der amerikanischen Seite ein Unsicherheitsfaktor hinzukam. Der zu impulsiven Reaktionen neigende Trumpist auch auf diesem Gebiet ein Novize. Die Sprache der Nordkoreaner von Feuer und Wut lernte er offenkundig schnell. Nun muss man hoffen, dass ihm jemand in den Sommerferien auf dem Golfplatz auch etwas über die Kuba-Krise erzählt. Ein Crashkurs über die Bedeutung der Glaubwürdigkeit in Abschreckungsstrategien könnte diesem Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte, auch der nuklear bewaffneten, ebenfalls nutzen. Man muss ihn nur daran erinnern, dass er Obamas Fehler nicht wiederholen wollte.
Oder sollte Trump aus Berechnung den Unberechenbaren geben, wozu er zweifellos ein Talent besitzt, um den Druck auf Nordkorea und auf China zu erhöhen? Peking kann ebenfalls kein Interesse an einer psychopathischen Nuklearmacht oder gar an einem Krieg in seiner Nachbarschaft haben. Die Chinesen haben immer noch den größten Einfluss auf Pjöngjang, auch wenn allenfalls Kim Jong-un weiß, wie groß er wirklich ist. Dessen Regime muss klargemacht werden, dass nukleare Rüstung ihm keine Sicherheit bringt, sondern das Gegenteil davon. Trump muss noch lernen, dass man mit der Androhung der nuklearen Apokalypse äußerst vorsichtig umgehen muss, weil sie todernst genommen werden könnte – oder nicht ernst genug.
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