Merkel bei Trump: Nette Worte
Angela Merkel und Emmanuel Macron kehren beide mit leeren Händen heim aus Washington. Die Europäer sollten sich darauf konzentrieren, den Virus des Populismus einzudämmen – und zusammenstehen.
Es ist dann doch nicht so schlimm gekommen, wie selbst Angela Merkel in dunklen Stunden befürchtet hatte: Kein Eklat, kein harsches Wortgefecht, nicht mal einmal ein verrutschter Scherz wie beim letzten Mal; in der Pressekonferenz gratulierte der amerikanische Präsident der Kanzlerin sogar zu deren Wiederwahl.
Aber das war’s auch schon.
Außer ein paar netten Worten kann Merkel nichts mit nach Hause nehmen. Donald Trump, das ist die traurige Botschaft ihrer Reise nach Washington, ist sich erstaunlich treu. Er twittert nicht nur, als sei er immer noch mitten im Wahlkampf, er biegt sich immer noch die Fakten so zurecht, dass sie in sein Weltbild passen – er kennt auch keine Verbündeten und Partner, sondern nur Deals und den Willen, sich und den USA den größtmöglichen Vorteil zu verschaffen.
Die Hoffnung jedenfalls, dass Trump auf Zölle gegen Europa verzichtet und am Atomabkommen mit dem Iran festhält, ist allenfalls vage. Trump lässt alle im Unklaren, er genießt die Macht, die ihm das Ungefähre verleiht. “We’ll see what happens” ist einer seiner liebsten Sätze.
Wie umgehen mit einem solchen Mann? In dieser Woche gab es zwei Methoden zu beobachten, Emmanuel Macrons stürmische, wenn auch etwas gespielte Herzlichkeit; und Angela Merkels uckermärkische Kühle. Soweit man die Dinge überblicken kann, hat beides nicht zum Erfolg geführt. Macron wurde zwar mit großem Pomp empfangen, aber wie Merkel, die mit einem zwanzigminütigen Gespräch und einem schnellen Mittagessen abgefertigt wurde, konnte er keine greifbaren Ergebnisse aus Washington mitnehmen.
Trump, das ist die Erkenntnis dieser Woche, hört zwar gerne Schmeicheleien, aber er lässt sich von ihnen nicht von seiner Politik abbringen.
Deshalb bleibt nur die Hoffnung, dass Trump da zu packen ist, wo normalerweise jeder Politiker zu packen ist: bei seinen Interessen und Wählern. Ein Handelskrieg würde auch Jobs in Amerika vernichten, und wem ist gedient, wenn im Nahen Osten ein neuer Konflikt angeheizt wird?
Es ist deshalb richtig, wenn die Europäer mit Trump eine klare, auch harte Sprache sprechen. Nichts stößt den Dealmaker Trump mehr ab als Schwäche. Allerdings hat Trump oft genug bewiesen, dass er willens und fähig ist, sich von den Fakten zu lösen. Im schlimmsten Fall muss sich Europa darauf einrichten, dass es noch drei Jahre damit beschäftigt sein wird, die Verrücktheiten Donald Trumps so einzuhegen, dass der Schaden nicht allzu groß wird.
Containment hieß einst die Strategie, mit der die USA versuchten, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges das Machstreben des Kreml zu beschränken. Nun geht es darum, den Virus des Populismus einzudämmen, und das wird nur gehen, wenn die EU zusammensteht.
Trump versucht offenbar, einen Keil zwischen die Europäer zu treiben, schon bei den Zöllen gehen die Interessen auseinander: Frankreich will seine Agrarprodukte schonen, Deutschland seine Autoindustrie. Trump weiß das natürlich, und er hat auch erkannt, dass man Macrons Eitelkeit durchaus schmeicheln kann. Wenn es Trump gelingt, Europa auseinander zu treiben, dann hat der Präsident erreicht, was er will. Oder, um es in seinen Worten zu sagen: “Great success!”
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